Der erste Eindruck


















Freitag, 27.04.12
Nachdem wir in den letzten Wochen fleißig  gelesen, gebucht und geplant haben und die Vorfreude so langsam ihren Höhepunkt erreicht hat, ist er nun endlich da - der Reisetag. Unser Flieger geht um 08:30 Uhr ab Frankfurt. Quasi zwischen Suppe und Kartoffeln unseres letztjährlichen Weihnachtsessens mit Katja und Stefan - wir reisen diesmal zu viert - haben wir die konkurrenzlos günstigen Flüge mit Singapore Airlines geschossen. Weil wir gleich 4 auf einmal genommen haben, hat man uns als kleines Danke schön den neuen A380 zur Verfügung gestellt.

Um 3:00 Uhr morgens geht der Wecker, was meine Vorfreude kurzfristig etwas trübt, denn es war dann gestern doch wieder mal später als geplant. Eigentlich wie vor jeden Urlaub. Dafür sind wir pünktlich um 06:30 Uhr am Flughafen

Der Flieger ist schon echt beeindruckend. Von außen noch vergleichsweise normal, ist er innen großzügig gestaltet. Deutlich mehr Kopfhöhe - und wie ich finde - auch mehr Bein- und Armfreiheit als bei anderen Maschinen. Und wenn man sitzt und rausschaut, dann sieht man, dass der halbe Rumpf aus Trägfläche besteht. Trotz Fensterplatz sieht man die Landschaft unter uns nur, wenn der Pilot den Vogel seitlich wegkippt. Das will man ja auch nicht ständig haben, mal abgesehen davon, dass wir dann nur im Kreis fliegen würden. Der Service von Singapore Airlines wird ja immer gelobt und nach diesem Flug können wir das nur bestätigen. Es  geht los mit einer gedruckten Menükarte und heißen feuchten Tüchern, gefolgt von einer Lage Kaltgetränken vom  Tablett. Die erste Bewirtung ist daher viel schneller als in anderen Fliegern, wo mühsam der Getränkewagen durch den Gang geschoben wird. Das Frühstück heißt bei denen Brunch und bietet unter anderem Eiernudeln mit Schweinefleisch und grünem Gemüse. Als Nachtisch gibt es frische Mango, Ananas und zwei Sorten Melone. Alles frisch und lecker. Asiaten eben. Der geräumige Innenraum verleitet allerdings auch dazu, mal aufzustehen, die Beine zu vetreten und sich zu unterhalten. Das nutzt der mitreisende - ich sag jetz mal -Frauenkegelclub ekzessiv. Vermutlich gab es bei der Buchung keine 20 zusammen-hängende Plätzen. Zwischenzeitlich hat man den Eindruck, man steht irgendwo in Italien auf dem Corso. Da selbst die Stewardessen mit ihren Wagen nur schwer vorbei kommen, muß irgendwann der Pilot das Unterhaltungsprogramm unterbrechen und die Damen zur Ordnung rufen. Unglaublich.

Nach acht Stunden ist der Flug geschafft und wir landen in JFK. Wir sind eine halbe Stunde früher da als geplant - denke ich. Denn die restliche Zeit braucht der Fahrer um den Flieger über den gesamten Flughafen zu kurven. An den Rollfeldern und Aussichtsplattformen stehen Menschenmassen mit Fotoapparaten wie damals beim Auslaufen der Titanic. Wir vermuten, an uns kann es nicht liegen und so neu ist der Airbus ja auch nicht mehr. Hinterher erfahren wir, das kurz nach uns ein Space Shuttle dort gelandet ist, welches anschließend im Intrepid Sea Museum ausgestellt wird.

Kommen wir nun zur Einreise: Seit 9/11 ist der Amerikaner an sich ja etwas empfindlich geworden und so reicht manchmal schon ein nicht bezahltes Knöllchen, um die Einreise zu verweigern. Dieser Gedanke ließ mich in den letzten Tagen dann doch etwas nervös werden und das Ganze wird nicht besser, als Bine mir morgens vor der Abreise noch kurz mein Horoskop aus der Tageszeitung vorliest. Darin steht sinngemäß sowas wie "...und nach einem turbulenten Tag verbringen Sie doch noch einen ruhigen Tag!" Die Einreise verläuft dermaßen problemlos, dass wir schon nach einer halben Stunde am Band stehen und auf unsere Koffer warten. Für amerikanische  Verhältnisse und die Menge Leute die unser Flieger ausspuckt Rekordzeit.

Mit dem Taxi geht es durch den ersten Morgenstau Richtung New York. Die Fahrt dauert gut 45 Min und wir erhaschen einen ersten Blick auf die Skyline. Insgesamt ist mein erster Eindruck aber eher unspektakulär, da der Fahrer uns über irgendwelche Highways an Manhattan vorbeiführt.Vorbeiführt? Also das war so: Nachdem wir damals die Flüge in der Tasche hatten, haben wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft begeben. Dabei mußten wir sehr bald feststellen, dass die Hotelpreise in New York deutlich über dem liegen was wir uns als Limit gesetzt haben. 

Nach einigen Recherchen haben wir dann das Easyliving gefunden. Ein Bed & Breakfast mit sehr guten Bewertungen mitten in Harlem. Harlem?!?!? In den meisten amerikanischen Schinken kommen die bösen Jungs - zumindest wenn sie schwarz sind - aus Harlem oder der Bronx, die liegt nämlich gleich nebenan. Das war gestern. Die Unterkunft hat durchgängig gute Bewertungen im Tripadvisor, eine gute Anbindung ans Zentrum und eine total nette Vermieterin, die ebenfalls überrascht ist, dass wir schon da sind. Nach dem Einchecken plauschen wir noch gut 2 Stunden . Heidi ist vor 40 Jahren aus Berlin ausgewandert und kennt New York mittlerweile wie Ihre Westentasche und stattet uns mit den ersten Tipps aus. 



Nach unseren inneren Uhr ist es mittlerweile 21:00 Uhr, aber um das Jetlag möglichst erfolgreich in den Griff zu bekommen, müssen wir noch 5 -6 Stunden durchhalten. Also entschließen wir uns für Action, hinein ins Epizentrum der Metropole. Mit der U-Bahn geht es bis zum Columbus-Circle am südlichen Ende des Central Park . Es ist wie damals am Grand Canyon. Man hat es tausendmal gesehen, aber live ist alles noch viel beeindruckender. 




Wir bewegen uns langsam Richtung Times Square und versuchen uns zu aklimatisieren. Was sofort auffällt, die Sonne scheint, aber es ist saukalt in den Häuserschluchten mit einem fiesen Wind. Was den New Yorker allerdings nicht davon abhält modisch sein Ding durchzuziehen. Hier ist von Flip Flop bis Pelzmantel alles vertreten, ich habe soogar Kombinationen aus beidem gesehen. Nachdem die letzte Mahlzeit im Flieger auch schon wieder einige Zeit zurück liegt, beschließen wir, uns um etwas zu essen zu bemühen. Alle vier sind der Meinung, der richtige Einstieg für so einen Ort ist ein - Burger, und am besten ein kühles Budweiser ergänzen wir Männer. Beides bekommen wir in ausgezeichneter Qualität natürlich nicht bei Mc Donalds, aber in einem anderen der vielen Lokalitäten hier. Great!. Was gibt es sonst noch zu erzählen? 

Der erste Eindruck ist überwältigend, Menschenmengen in den Straßen und der Times Square leuchtet und blinkt, dass ich kurz über die Ökobilanz nachgedacht habe. 



Wir lassen uns treiben, besuchen den M-und-M-Shop und stolpern mehr zufällig über den einen oder anderen Wolkenkratzer. Das Chrysler Building im Abendlicht, oder das Rockefeller Center. Die Schmerzen in den Beinen steigen und die Aufnahmekapazität des menschlichen Rechners sinkt deutlich, also beschließen wir irgendwann ein Taxi zu rufen und uns zurück nach Harlem fahren zu lassen. Nebenbei lernen wir noch, wie man sich ein Taxi heranwinkt, woran man sieht, dass es besetzt ist und das die Hausnummer der Straße für einen Taxifahrer in New York nicht ausreicht. Aber alle diese Hürden werden erfolgreich umschifft, so dass wir gegen 20:00 Uhr wieder in Heidis Küche sitzen. Wir trinken noch jeder eine Dose Bud, welches wir in einem Deli (Anm: Feinkostsupermarkt) nahe der 5th Avenue für teuer Geld gekauft haben. Gegen 21:00 Uhr - wir sind jetzt fast 24 Stunden auf den Beinen - fallen wir dann todmüde ins Bett. War doch ein toller Tag.

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