Running up that hill
Der erste Morgen in Vang Vieng, ich habe durchgeschlafen und auch die Body Battery meiner Garmin geht nach oben, was mir zeigt, dass das Jetlag langsam nachlässt. Wir nehmen ein ausgezeichnetes Frühstück auf der Terrasse des Restaurants und überlegen, wie wir den Tag gestalten, also die Feinheiten. Was gibt es zu Vang Vieng zu sagen? Der eigentliche Hit ist die Landschaft mit riesigen Karstfelsen die den Ort umgeben und die wir bereits von unserem Zimmer aus sehen können. Viele Jahre lang war es aber auch die Partyhochburg der Backpacker in Laos, quasi der Ballermann Asiens. Junge Leute ließen sich beim sogenannten Tubing in LKW Reifen den Nam Xong Fluss hinuntertreiben. Am Ufer gab es in regelmäßigen Abständen Stände an denen man sich mit billigem Alkohol versorgen konnte, so dass die Fahrt häufig volltrunken endete. Am Abend ging es in der Stadt und den Hostels weiter bis in die Nacht. Das ganze eskalierte zunehmend und es gab Verletze und sogar Tote, so dass die laotische Regierung dem Treiben 2012 ein Ende bereitete. Mittlerweile ist Vang Vieng immer noch ein Anziehungspunkt für Backpacker, aber in erster Linie für Outdoorsport bekannt. Man kann hier mit Heißluftballons oder Motorseglern mitfahren oder auf dem Nam Xong Kayaken oder Longtailboot fahren. Wie bereits gestern kurz beschrieben kann der Ort an sich nicht viel. Es gibt viele preisgünstige Hotels und jede Menge Kneipen und Straßenstände, aber nicht viel Infrastruktur, die sich Otto Normal in unserem Alter so wünscht. Mit der Wahl unseres Hotels haben wir hier Abhilfe geschaffen und für die nächsten 2 Tage wollen wir die Landschaft außerhalb des Ortes erkunden. Es gibt einige View Points auf den Spitzen der Karstfelsen und findige Laoten haben etwas Equipment nach oben gebracht mit dem man sich ablichten lassen kann. Der wohl bekannteste ist der Nam Xay Viewpoint auf dem sich 2 alte Motorräder befinden, ein Foto von hier oben taucht allerding mittlerweile in jedem Instagram-Beitrag zu Laos auf und ist kein Alleinstellungsmerkmal. Trotzdem ist das heute unser erster Action Point. Der View Point liegt knapp 10 km außerhalb des Ortes, ist also nichts was man mal eben zu Fuss macht. Taxi ist uncool und irgendwann muss man ja auch wieder zurück. Das Fortbewegungsmittel der Wahl in Asien ist neben dem Tuk Tuk der Roller. Ich hatte allerdings die Sirene auf der Rückbank bereits während unseres ersten Urlaubs auf Ko Chang thematisiert. Meine Frau trägt daher schon seit Wochen ein mulmiges Gefühl mit sich rum, wenn sie an mögliche Rollertouren in Laos denkt. Da trifft es sich gut, dass wir beim Rundgang durch die Stadt feststellen, dass man hier auch Buggys mieten kann. 4 Räder, Schalensitze, Renngurte und eine Rundumkarosse die im Bedarfsfall auch Überschläge aushält. War ein Witz, und um dem vorwegzugreifen, die Sirene funktioniert auch im Schalensitz. Wir mieten uns einen Buggy für 4 Stunden mit der Option auf eine Verlängerung und nach einer kurzen Einweisung geht es los.
Was soll ich sagen, man ist sehr nah am Geschehen. Hinter mir röhrt der Auspuff und die Lenkung ist eher gar nicht direkt. Nach knapp 4 -5 Kilometer ändert sich der Zustand der Straße. Es ist zwar noch Asphalt aber wie aus heiterem Himmel tauchen immer wieder Schlaglöcher auf, in denen man kleine Kinder beerdigen könnte. Irgendwann geht es von Asphalt zu Schotter über, die Schlaglöcher bleiben. Soweit es der Verkehr zulässt, nutze ich die komplette Breite der Straße um den Schlaglöchern auszuweichen. Obwohl ich glaube, diese Buggys sind dafür gebaut worden. Ist halt nicht so gut für den Rücken und hört sich außerdem schrecklich an. Eine weitere Challenge sind Hunde, Kühe und kleine Kinder die sich am Straßenrand aufhalten. Irgendwann erreichen wir den Parkplatz des View Point, stellen den Buggy ab und machen uns an den Aufstieg. Es wird eine Höhe von 350 m angegeben und der Weg nach oben hat es in sich. Weg wäre an dieser Stelle auch etwas positiv dargestellt, es ist eher sowas wie ein Kletterpfad über Wurzel, Steine und ausgewaschenen Lehmboden, zur Unterstützung finden sich an den Seite Bambusrohre an denen man sich festhalten kann.
Das einem von oben immer wieder Leute entgegenkommen macht es nicht leichter, auch wenn man nach einer Weile die Wartezeit gerne zur Erholung nutzt. Bei 30° fließt das Wasser in Strömen und über die Zeit wird man echt gelenkig. Der deutsche Alpenverein wäre stolz auf uns. Die gesamte Tortur dauert 50 Min. und oben angekommen, sind wir klatschnass – aber die Aussicht ist gigantisch.
Direkt oben auf die Spitze hat man eine kleine überdachte Terrasse gebaut und davor und dahinter jeweils ein altes rostiges Motorrad. Ein Bild auf diesem Motorrad ist der Kracher und daher stehen die Leute in einer Schlange an. Nachdem wir uns etwas erholt haben, reihen wir uns natürlich dort ein und später in einer zweiten Runde – es geht auf Mittag zu und der Andrang hat deutlich nachgelassen – finden wir ein Mädel, die Fotos von uns gemeinsam schießt.
Nun geht es an den Abstieg, und der ist rückblickend
betrachtet schwieriger und schweißtreibender, als der Aufstieg. Auch hier
stehen am Ende 50 Minuten auf der Uhr, aber wir sind gesund und sauber. Andere
hatten da offensichtlich weniger Glück oder eine kreative Herangehensweise.
Wir haben den Buggy für 4 Stunden, 3 davon sind bereits vorbei, die meiste Zeit auf dem Parkplatz. Ich schick dem Verleiher eine WhatsApp, dass wir um mindestens 1 Stunde verlängern. Nicht das er meint, er müsste eine Vermisstenmeldung aufgeben, da wir irgendwo im Graben liegen. Scheint aber normales Procedere zu sein, denn er antwortet kurze Zeit später mit einem schlichten o.k.
Wir fahren weiter und erreichen nach einiger Zeit Lagoon 3, eine großes Naturbecken, welches sich aus einer Quelle speist. Wie man dem Namen unschwer entnehmen, gibt es mehrere davon. Wir haben während unserer Weiterfahrt insgesamt 9 gezählt. Die Nr. 1 liegt am nächsten zur Stadt, die 9 irgendwo im Hinterland. Tipp aus den Blogs: nehmt nicht die 1. Ist vermutlich wie in Holland am Strand, wo in der Einflugschneise die ganzen Wale liegen und nach 100 m Ruhe einkehrt.
Der Ort selber hat mehr einen Freibad-Charakter. Ein gemauerter Beckenrand, gegenüber vor den Felsen ein Sprungturm mit einer Zip-Line die über Wasser führt und jede Menge Infrastruktur damit die Touristen nicht hungern oder dursten müssen. Auch hier ist es noch vergleichsweise voll auch wenn die Bewölkung langsam zunimmt. Vorhin beim Abstieg war dies der Ort unserer Begierde, aber mittlerweile sind wir wieder soweit runtergekühlt, dass wir uns nicht nochmal extra ins Schwimmzeug zwängen wollen. Nach einer Weile treten wir den Rückweg an und der Parkplatz – eben noch voll mit Buggys - ist mittlerweile leer. Vermutlich wussten die mehr. Wir sitzen kaum in unserem Gefährt, da fallen die ersten Tropfen. Nach einem kurzen Zögern entschließen wir uns – völlig blond – weiterzufahren. Man weiß ja nicht, ob es in absehbarer Zeit besser wird. Ob es kurzfristig schlechter werden könnte, stand da nicht so im Fokus.
Nach weiteren 5 Minuten finden wir am Straßenrand ein einfaches Cafe, wir stoppen den Buggy und springen ins Innere. Man brauch sich dabei gar nicht so beeilen, denn wir sind eh schon nass. Richtig nass. Alles.
Wir genehmigen uns 2 Dosen vom laotischen Stimmungsaufheller Beerlao, ich zieh mein nasses T-Shirt aus und dann warten wir bis der Schauer vorbei ist. Eine Bierlänge später zieht der Himmel auf, wir verabschieden uns, trocknen die Recaro-Sitze unseres Buggys und weiter geht die wilde Fahrt. Schlag 17:00 Uhr reiten wir auf den Hof, unfallfrei, d.h. ich bekomme anstandslos meinen Reisepass zurück und jemand vom Team fährt uns zurück zum Hotel. Jetzt erstmal eine heiße Dusche, dann ab an den Pool ein paar Bahnen ziehen, wegen des Sports und so. Dann auf unsere Terrasse und den Blick in die Berge genießen. Das ist die Stunde der Motorflieger und Ballone die jetzt verstärkt am Himmel kreisen. Und natürlich darf das Knattern der Longtail-Boote mit den Chinesen nicht fehlen. Wir gehen heute etwas früher zum Abendessen – Mittagessen ist heute irgendwie ausgefallen -und fallen anschließend tot ins Bett.

















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