Der chinesische Zug
Heute ist Reisetag und wir verlassen die beschauliche Hauptstadt Vientiane. Wen man sich durch verschiedene Blogs und Youtube Videos arbeitet, dann ist die einhellige Meinung, dass die Stadt nicht viel kann. Das können wir mittlerweile bestätigen. Die Anzahl der Sehenswürdigkeiten ist reduziert, die meisten Tempel sind in einem schlechten Zustand – sie müssen sich halt selbst oder durch Spenden finanzieren – und viele Ecken sehen eher ärmlich aus. Immerhin ist es die Hauptstadt. Dennoch sind wir der Meinung, dass 2 Tage zu Beginn der Reise zum Ankommen völlig o.k. sind. Unser Highlight war definitiv das Hotel. Eine Oase der Ruhe mit einer sehr hohen Qualität von Unterkunft und Essen und einem unglaublichen Servicepersonal. Hier wurden nicht nur billige Arbeitskräfte eingekauft, sondern man schult die Leute offensichtlich. Anders kann ich mir nicht erklären, in welcher Form hier der Servicegedanke gelebt wird. Das merken wir uns.
Heute geht es weiter nach Vang Vieng, ca. 100 km weiter
nördlich. Auch wenn das durchaus noch mit einem Minivan machbar ist, haben wir
uns für die Reise mit dem Zug entschieden. Seit 2021 gibt es die Lao China
Railway, die Vientiane mit Kun Ming in China verbindet. Sie ist Teil der Road
and Belt Initiative der Chinesen und soll irgendwann mal bis Singapur gehen.
Man kann das detailliert im Netz nachlesen. Mein bescheidenes Wikipedia-Wissen in Kürze: 422
km Strecke incl. 167 Brücken und 75 Tunnel, der längste gute 9 km lang. Die
Bauzeit betrug 4(!!) Jahre, geschätzte Baukosten 5,7 Mrd. US$. Da Laos relativ
klamm ist, hat China 70% der Baukosten übernommen. Die jährlichen Zinskosten
betragen ca. 20% des laotischen Bruttoinlandsproduktes. So arbeiten die
Chinesen. Laos verspricht sich davon natürlich eine wirtschaftliche Entwicklung
im Bereich Tourismus und Verkehr.
Tickets können nur online und frühestens 72 Stunden vor
Abfahrt bestellt werden. Glaubt man den Informationen im Netz, gibt es relativ
restriktive Kontrollen ähnlich denen am Flughafen. Flüssigkeiten über 100 mL
gehen ebenso wenig wie Alkohol, E-Zigaretten, Explosives, geschweige den Messer oder andere
spitze Gegenstände. Wir haben im Vorfeld überlegt, wichtige Dinge – für meine
Frau zählt dazu z.B. Haarspray – mit der Post zur nächsten Unterkunft zu
schicken. Wir haben letztlich darauf verzichtet, da die hier bestimmt nicht mit
DHL arbeiten und nicht klar ist, wann die Sachen ankommen. Wir beschränken uns
darauf, große Gebinde wie z.B. Sonnenmilch in kleine Fläschchen umzufüllen und
spitze Gegenstände möglichst tief zu verstecken. Insofern ist der
Spannungsfaktor heute morgen relativ hoch.
Die Strecke wurde in Ideallinie gebaut, was dazu führt, das die meisten Bahnhöfe irgendwo vor den Toren der Stadt liegen. Wir ordern per LOCA einen Wagen, diesmal wegen des Gepäcks ein Premium SUV und ab geht’s. Wieder einmal elektrisch gleiten wir durch die Stadt bis zum 20 km entfernten Bahnhof.
Das Ding sieht schon irgendwie chinesisch aus und ist offensichtlich für hunderttausende Passagiere pro Tag ausgelegt. Nachdem Tickets und Reisepässe akribisch geprüft werden, geht das Gepäck durch den Scanner, fällt nach 10 Sekunden hinten wieder raus und that’s it. Wie jetzt, das war alles? Nicht wenigstens mal den Koffer öffnen? Ich bin fast schon ein wenig enttäuscht. Da man für das Procedere einiges an Zeit einplanen soll, sitzen wir jetzt eine Stunde in der riesigen Halle und warten, bis sich die Türen zu den Gleisen öffnen.
Alles geht hier seinen geordneten Gang, kein Gedränge, kein Geschiebe auf dem riesigen Bahnsteig.
Der Zug ist neu, sauber und schnell. Alles hat seine
Ordnung, zwischendurch wird geputzt und wer möchte, bekommt Getränke und Knabbereien.
Nach exakt 52 Minuten sind wir in Vieng Vang, auch etwas abseits der Stadt. In
Punkto Taxi muss man hier nehmen, was man kriegen kann. Wir entscheiden uns für
einen privaten Songthaew, der uns direkt zum Hotel fährt. Vermutlich zu teuer,
aber in dieser Region überschaubar. Die Alternative wäre das gleiche Gefährt
mit 8 anderen Insassen incl. Gepäck, der irgendwo in der Stadt hält oder der
Reihe nach alle Hotels abfährt. Manchmal muss man auch mal den Großkotz
raushängen lassen.
Unser Hotel ist ein Traum, hat aber auch in der Vorbereitung
lange gedauert. Generell ist die Hotelsituation in Vang Vieng relativ schwierig
was die Qualität betrifft und wir hatten im Vorfeld 2 andere Unterkünfte gebucht, bis wir
in einer neuerlichen Runde mehr oder weniger zufällig auf dieses hier gestoßen
sind. Familiengeführt, 38 Zimmer und direkt am Fluss gelegen. Nette landestypische Architektur, Pool, Bar und Restaurant. Ich sag mal wir haben den Level
gehalten.
Wir nehmen ein kleines Mittagessen bis wir aufs Zimmer können, packen aus und starten dann zu einem Zug durch die Gemeinde. Da es heute schon wieder reichlich spät ist, klemme ich mir meine persönliche Bewertung von Vang Vieng Downtown und hole das bei nächster Gelegenheit nach. Fakt ist jedenfalls, dass wir kein Restaurant gefunden haben, wo wir am Abend gerne essen gehen möchten. Das meiste sind Straßenküchen, bei denen das Fleisch bereits totgegrillt in der Auslage liegt und vermutlich zur Prime Time nochmal kurz aufgewärmt wird.
Wir beschließen daher in unserer Unterkunft zu essen. Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Halt in einem Cafe Restaurant direkt am Fluß für ein kleines ZwiPi. Leider fahren zum Sonnenuntergang jede Menge Longtail-Boote, meistens bestückt mit 2 Chinesen, mit ohrenbetäubenden Lärm den Fluss rauf und runter was etwas die Atmosphäre trübt. Wir machen uns daher auf den Rückweg zu unserer Unterkunft und lassen den Abend bei einem hervorragenden Essen mit einer Flasche hervorragendem Pino Grigio aus Neuseeland ausklingen.












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