Urlaub im Paradies
Mo. 14.11 Wir
schlafen erst einmal richtig aus. In meinem Fall heißt das, ich stehe im 06:30
Uhr auf und springe ins Meer. Als wir gestern Abend hier eingecheckt haben, war
es ja schon ziemlich düster und man konnte ein wenig von der Anlage erahnen,
aber das Ganze Bild erschließt sich uns erst am nächsten Tag. Doppel-Bungalows
in zwei Reihen am Strand. Hinten die Guten, vorne die ganz Guten. Dazwischen
hölzerne Wege, die durch eine voll grüne Anlage mit Rasen, Blumen und
Kokospalmen führen. Wir haben uns beim Buchen für die erste Reihe entschieden,
man gönnt sich ja sonst nichts!
Der Bungalow hat geschätzte 60 m2, ein riesiges
King Size Bett, eigene Sitzecke mit Fernseher und DVD-Player. Öffnet man die
Terrassentür tritt man auf eine ca. 3 m tiefe, überdachte Terrasse, darauf zwei
Stühle. Danach ein kleiner Absatz, nochmal 3 – 4 m tief mit Rasen, hier zwei
Liegen mit Sonnenschirm. Am Ende der Wiese schließt sich direkt der Strand an,
wo unter einem Sonnenschirm nochmal 4 Liegen stehen. Wie viele Leute sollen
hier eigentlich wohnen? Vom Ende der Wiese sind es, je nach Wasserstand, 40 – 60 m bis ins Meer.
Dem Touristen fällt dazu nur ein Wort ein „Paradies“!
Das Hotel liegt am nördlichen Ende des Strandes, ca. 10 min
bis zum Flughafen den man aber so gut wie gar nicht hört, und ca. 5 km von
allen anderen Resorts entfernt. Bei unserer ersten Auswahl ist es daher durchs
Raster gefallen. Nachdem wir aber Probleme bekommen haben, in den anderen Hotels
unserer Wahl Zimmer zu bekommen, haben wir uns relativ kurz vor Antritt der
Reise entsprechend anders entschieden. Gute Entscheidung!
Was soll man sonst erzählen. Ein unglaublicher Service. Sobald ich mich interessiert in der Gegend umschaue, steht jemand vom Personal neben mir und fragt, ob ich einen Wunsch habe. Morgens um 5:30 Uhr wird hier der Strand geharkt und vom Treibgut gesäubert. Aufgrund der etwas abgelegenen Lage arbeitet man hier mit allen Mitteln. Happy Hour am Pool zwischen 17:00 – 20:00 Uhr. 3 Abendessen sind kostenlos, und wenn wir einmal á la carte essen, gibt es ein viertes dazu. Zunächst mal wenige Gründe, sich hier weg zu bewegen.
Wir hatten ursprünglich 4 Übernachtungen gebucht. Nachdem
aber bereits seit einiger Zeit absehbar war, dass unser geplanter Stopp-Over in
Bangkok buchstäblich ins Wasser fallen würde, haben wir die 2 Tage dort
gestrichen und hier verlängert. Unser momentan größtes Problem ist daher, wie
wir es verhindern, dass die Pfunde die wir während der letzen 2 Wochen
offensichtlich verloren haben, hier nicht wieder auftauchen. Ansonsten werden
wir in den nächsten Tagen erst einmal das Strandleben genießen. Schlafen,
Sonne, Seafood!
Di. 15.11. So,
eineinhalb Tage Strandleben sind schon was feines, aber jetzt könnte mal wieder
was passieren. Wir wagen uns zu Fuß aus unserem Ressort, um ein wenig die
Straße entlang zu gehen. Eine relativ bescheidene Infrastruktur, einige Bars
und ansonsten nur Einheimische. Wenn man hier abends raus möchte, muss man
schon ein wenig weiter fahren. Wir gehen ca. 2 km bis wir den Ngapali Golf Club
erreichen. Die Klamotten kleben schon am Leib und mein Körper ruft „Kühles
Bier!“, also beschließen wir, dem Golf Club einen kleinen Besuch abzustatten.
Das Ganze entpuppt sich als eine kleine überdachte Terrasse, auf der sich eine
kleine Bar befindet. Dahinter zum Meer hin gelegen ein Golfplatz, auf dessen
Grün sich bei uns selbst die Kreisklasse weigern würde, Fußball zu spielen. Auf
der Terrasse sitzen einige Burmesen und schauen Fußball. Trotz unserer
mittlerweile umfassenden Kenntnisse der Landessprache können wir nicht
abschließend klären, wer hier spielt. Auf jeden Fall Myanmar. Die Reaktionen
und Gebärden wenn es aufs Tor geht sind jedenfalls die Gleichen wie bei uns.
Wir bestellen ein Myanmar Beer und der Kellner öffnet eine riesige Kühltruhe
was uns frohlocken lässt. Vermutlich hat er diese aber gerade erst
eingeschaltet, denn das Bier ist lauwarm, was die Freude etwas trübt. Nach 20
Min. ist das Bier leer und immer noch kein Tor gefallen, weshalb wir wieder
aufbrechen. Für den Rückweg erwischen wir ein Motorrad-Taxi, ein Dreirad, vorne
Motorrad hinten Pritschenwagen. Die Fahrt ist relativ günstig, aufgrund der
betagten Taxis in Kombination mit den desolaten Straßenverhältnissen für
Rückenkranke und Schwangere aber keinesfalls zu empfehlen. Den Rest des Tages
verbringen wir am Strand.
Mi. 16.11. Heute
nehmen wir nochmal ein Motortaxi in den nächsten Ort. Der liegt etwa 5 km
entfernt, weshalb die Fahrt schlappe 20 min dauert. Einen Ortskern gibt es hier
eigentlich nicht, dafür jede Menge Restaurants, Kneipen und Souvenirläden.
Nachdem wir uns abseits des Weges – ca. 15 Min. durchs Landesinnere und quer
durch irgendwelche Fischerdörfer – eine Pagode angesehen haben, wahrscheinlich
die ersten Touristen in den letzten zehn Jahren, geht es Richtung Strand. Wir
machen Rast in Lilly’s Bar, schon wieder eine Empfehlung aus unserem
Reiseführer, der uns in den letzten 3 Wochen gute Dienste erwiesen hat. Hier
gibt es einige Unterkünfte am Strand für Backpacker – wirklich ursprünglich - sowie
ein paar Tische für Frühstück und Barbetrieb. Wildromantisch wie Bine meint.
Ich bestelle mir einen frischen Ananassaft und Bine eine Kokosnuß.
Während wir
hier so sitzen, kommen wir ins Gespräch mit einem jungen Burmesen. Schwarze
Haare, mit einigen rostbraunen Strähnchen, kleines Zöpfchen und etwas feminine
Gesten, wenn ihr wisst was ich meine. Das er nebenan einen kleinen
Massagebetrieb hat, rundet das Bild ab. Der Typ ist echt nett und er bietet uns
eine Bootstour an, die ein Freund von ihm durchführt. Diese Touren sind bei den
Touristen relativ beliebt. In der Regel werden einige Insel vor der Küste
angesteuert, man kann schnorcheln und Mittag essen, es gibt aber
Preisunterschiede, heißt man sollte handeln. Sein Preis ist allerdings durchaus
vernünftig und bevor sich die Kokosnuß dem Ende zu neigt, werden wir uns einig.
Morgen um 08:00 Uhr soll es losgehen für einen halben Tag.
Wir schlendern den Strand entlang, ca. 1 – 2 km in Richtung
Norden. Hier liegt die Mehrzahl der anderen Hotels, was uns die Möglichkeit
gibt mal einen Blick auf die Resorts zu werfen, welche wir anfangs auf unserer
Liste hatten. Um es kurz zu machen, wir haben es hier schon sehr gut getroffen.
Der Strand hier ist im Gegensatz zu manch anderen am unteren Ende blitzsauber
und nahezu menschenleer. Auch die Anlagen dort sind nicht wirklich schlecht,
aber meiner Meinung nach kein Vergleich zu unserer hier.
Bevor wir den Strand Richtung Straße verlassen, nehmen wir
noch einen kleinen Lunch in einem Strandimbiss. 4 Tische mit Korbstühlen unter
Bambusschirmen, die Füße im Sand. Es gibt Tintenfischsalat und Riesengarnelen
in einer Qualität, wie es sie nur hier am Meer gibt. Man merkt schon, dass wir
hier am Wasser leben und die Leute, was den Fisch betrifft, aus dem Vollen
schöpfen können. Man merkt aber auch, dass der Körper sich auf faulenzen
eingestellt hat und wesentliche Teile des Tagesablaufes sich ums Essen und
Trinken drehen. Aber frischer Fisch ist allemal besser als Lebkuchenherzen und
Dominosteine.
Nachdem wir den Strand verlassen haben, gehen wir noch einige
Schritte weiter bis wir das Seafood-Restaurant „Best Friend“ erreichen. Wir
haben ja leider gerade gegessen, trotzdem beschließen wir uns zu einem kurzen
Besuch. Das hat zwei Gründe. Zum einen ist das Restaurant – was soll ich sagen
– eine Empfehlung unseres Reisführers,
zum anderen steht ein großes Schild am Eingang darauf steht „Frisch gezapftes
Myanmar Beer“. Kühl ist es auch noch. Die Speisekarte liest sich sehr gut und
wir bestellen spontan einen Tisch für morgen Abend. Danach 4 Kilometer zurück über die Marterstrecke und ab auf
die Liege.
Do. 17.11. 06:15
Uhr, für heute müssen wir uns glatt mal wieder einen Wecker stellen. Wir haben
den Fahrer von gestern gebeten, uns um 07:30 Uhr am Hotel abzuholen. So haben
wir noch etwas Zeit zum Frühstücken. Sein Moped ist nicht im allerbesten
Zustand, und um uns nicht völlig zu verstümmeln, fährt er vorsichtig und bremst
vor den Schlaglöchern, wenn er sie nicht umfahren kann. Fazit: Die ganze Tour
dauert mehr als eine halbe Stunde. Zudem sind seine englischen Sprachkenntnisse
nicht die besten. Ich habe mich auch mehr auf die vor uns liegenden
Schlaglöcher konzentriert – damit ich weiß wann ich mich locker machen muss –
und so sind wir prompt zu weit gefahren. Also runter zum Strand und den Weg
zurück gehen. Aus 08:00 Uhr wird somit 08:30 Uhr. Der Burmese hat aber auch
sein Päckchen zu tragen, denn er hat uns schon für 07:30 Uhr erwartet. Trotzdem
ist alles im grünen Bereich, denn wir haben das Boot für uns alleine, so das
keiner auf uns warten musste - abgesehen vom Fahrer.
Das Boot ist relativ modern, ein GFK-Korpus mit 5 Sitzen und
einer Überdachung, wir starten mit einem Guide, ihm gehört das Boot, und einem
Fahrer. Zuerst passieren wir Pearl Island, eine größere Insel, anschließend
halten wir zum Schnorcheln. Bine hat keine rechte Lust, also entschließe ich
mich alleine ins Wasser zu gehen, den ich merke, dass dies ein wesentlicher
Bestandteil des Ausflugs sein soll. Ist aber nicht so der Hit. Das Wasser ist
aufgewühlt und die Sicht eher mäßig, es gibt einige farblose Korallen und
kleine bunte Fische. Kein Vergleich zu Thailand oder Vietnam. So klettere ich
nach 15 Minuten wieder ins Boot. Es geht weiter nach White Sands. Ich komme mir
vor wie Jack Sparrow in Fluch der Karibik. White Sands ist eher eine Sandbank,
vielleicht 50 mal 20 Meter. Darauf 5 Sonnenschirme mit einfachen
Sitzgarnituren, alles aus Bambus und eine Bambusgastronomie. Wir nehmen eine
Ananassaft, als ein russisches Pärchen mit Führer und Boot die Insel erreicht.
Das heißt ich nehme aufgrund der Äußerlichkeiten an, dass es sich um ein
russisches Pärchen handelt. Er kurze Haare, etwas aufgedunsen, wenn er lächelt
sieht man silberne Eckzähne. Sie lange blonde Haare die zu Rasterlocken
geflochten sind und ebenso lange künstliche Fingernägel, ein bisschen wie einem
Hippiefilm der späten 60er entstiegen. Nach weiteren 5 Minuten steht eine
Flasche Whisky und 2 Gläser auf dem Tisch, da ist mir klar, es sind Russen.
Die Chemie zwischen uns und unseren Fahrern stimmt und so
entschließen wir uns spontan, aus dem gebuchten Halbtagesausflug einen
Ganztagestrip zu machen. Dafür muss unser Seemann aber nochmal nachtanken. Wir
verlassen White Sands und schippern ins nahegelegen Fischerdorf um zu shoppen.
Zwei eineinhalb Liter-Mineralwasserflaschen mit Sprit, sowie unser Mittagessen.
Auch mit verbundenen Augen hätte ich gewusst wohin die Reise geht, den schon
von weitem riecht es sehr streng – um es vorsichtig auszudrücken. Am Strand
türmen sich Berge von kleinen Fischen, die dort zum Trocknen ausgelegt worden
sind. Aus ihnen wird später Fischpaste oder Hühnerfutter gemacht. Den
restlichen Fang des Tages verwahren die Fischer in ihren Bambushütten in
Wasserbehältern auf. Wir erstehen 6 Riesengarnelen – und wenn ich sage
Riesengarnelen, meine ich Riesengarnelen – sowie einen Red Snapper für
umgerechnet 5 Euro.
Anschließend fahren wir an der Küste entlang in einen
Nebenarm, hier sagen sie Fluss dazu. Es ist total ruhig, außer uns kein Mensch,
und alles total grün. Die Wurzeln der Bäume ragen ins Wasser und das Salzwasser
scheint ihnen nichts auszumachen. Unterwegs halten wir an einem kleinen
Dörfchen und gönnen uns etwas Toddy in Kokosschälchen. Toddy ist der Saft der
Toddy-Palme, den man erhält, wenn man die Blätter anschneidet und den
auslaufenden Saft auffängt. Dieses Extrakt ist schwer zu beschreiben und am
ehesten mit unserem Federweiser zu vergleichen. Leicht süßlich mit einer sauren
Note. Das Verhalten über den Tag ist auf jeden Fall identisch. Am Morgen ein süßlicher
Saft, am Nachmittag bis zu 40% Alkohol. Prost Mahlzeit.
Gegen Mittag geht es zurück nach White Sands. Die Russen
sind immer noch da, aber der Whisky hat sich in Luft aufgelöst, zumindest ist
die Flasche leer. Gegen eine kleine Gebühr wird der von uns mitgebrachte Fisch
gegrillt, es gibt gebratenen Reis mit Gemüse und Krabben und einige Dips.
Mittagsschlaf ist aufgrund der unbequemen Möblierung nicht möglich und in die
Sonne möchte ich mich nicht legen, sonst sehe ich noch so aus wie die Russen. Wir
lümmeln so gut es geht in den Stühlen rum und nach etwas Pause geht es zurück. Zum
Abschluss bedanken wir uns nochmal bei unserem warmen Freund und sind gegen
16:00 Uhr wieder im Hotel.
Am Abend geht’s wie geplant zum Seafood essen ins „Best
Friend“. Ein österreichisches Pärchen aus unserem Resort hat sich, nachdem wir am Abend vorher davon
erzählt haben, spontan angeschlossen. Wir nehmen Fisch in den verschiedensten Variationen,
reichlich frisch gezapftes Myanmar Beer und verbringen einen netten Abend
zusammen.
Sa. 19.11. Die
letzten 2 Tage haben wir faulenzederweise am Strand verbracht. Viel lesen, schwimmen,
Essen und trinken. Während der Happy Hour haben wir die Cocktails für uns
entdeckt. Noch so eine Kalorienbombe, aber unglaublich lecker. Morgen früh geht
es zurück nach Yangon. Ich hatte befürchtet, dass mir im Laufe der Woche
langweilig werden würde, aber dies hat sich nicht bestätigt. Diese einzigartige
Umgebung hat dazu beigetragen, dass wir uns richtig gut erholt haben. Der Alltag
kann also kommen.
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