In den Norden der Insel - da wo der Pfeffer wächst
Nachdem wir den gestrigen Sonntag – abgesehen von ein paar Ausflügen ins Wasser oder ins Strandrestaurant – nahezu vollständig in horizontaler Position auf unseren Strandliegen verbracht haben, wurde es fast schon wieder ein wenig langweilig.
Für heute hatten wir uns daher vorgenommen, ein wenig die Insel außerhalb unseres Resorts zu erkunden. Fortbewegungsmittel für den Touristen sind in erster Linie Motorbikes oder Autos. Bei genauerer Betrachtung lernt man dann, das eigentlich beides verboten ist, die Polizei aber ein Auge zudrückt – vermutlich weil Einnahmequelle – solange bis es zu einem Unfall kommt. Dann hat der Tourist in der Regel Trauer. Dann gibt es da noch organisierte Gruppenausflüge, auf die wir allerdings überhaupt keine Lust hatten. Das Motorbike fällt auch aus, weil uns abgesehen von der Inselhauptstadt bisher keine asphaltierten Straßen untergekommen sind. Das hat zur Folge, das man nach 2 Stunden auf dem Möfchen aussieht, wie ein paniertes Schnitzel.
Wir haben uns aus diesem Grund für den heutigen Tag ein Taxi gemietet. Das ist zwar die teurere Variante, aber für europäische Verhältnisse durchaus erschwinglich und komfortabel, da mit Klimaanlage. Der Preis wird vorher festgemacht. Er richtet sich danach, ob man den Norden, Süden oder die ganze Insel sehen will und ob man das Taxi für einen halben oder ganzen Tag mietet. Logisch. Wir haben uns für einen Tag im Norden entschieden. Los ging es gegen 09:30 Uhr. Als der Fahrer uns am Resort abholte, meinte Gerard der Chef hier „ Super, Ihr habt den besten Fahrer der Insel, aber er kann kein Wort Englisch :o))“
Erstes Ziel ist Rach Vem, ein kleines Fischerdorf. Nachdem wir die Hauptstadt verlassen hatten, endeten auch schlagartig die geteerten Straßen. Fortan gibt es roten Schotter, der durch die vorbeifahrenden Fahrzeuge aufgewirbelt wird und sich auf den am Straßenrand stehenden Büschen und Palmen niedergeschlagen hat. Die Karte in unserem Reiseführer zeigt eine Handvoll Straßen, welche die Insel durchqueren. Aber was heißt hier Straßen, der größte Teil würde bei uns als Wander- oder Wirtschaftsweg durchgehen.
Nach 40 km erreichten wir Rach Vem, welches in unserem Reiseführer als „idyllisches Fischerdörfchen“ beschrieben wird. Hierzu muss man wissen, idyllisch heißt in Vietnam in der Regel sehr arm. So auch hier. Ca. 30 – 40 Hütten aus Holz, Wellblech und Kunststoffplane.
Am Strand liegen kleine, teils sehr alte Fischerboote. Die Menschen sitzen vor Ihren Hütten oder liegen in ihren Hängematten. Insgesamt wirkt es hier wie so oft in den ärmeren Gegenden Vietnams sehr schmuddelig. Das beginnt bei den Resten von Kokosnüssen und vertrocknetem Blattwerk auf den Wegen und endet bei vergammelnder Folie, Kanistern und Müll. Da ist es wieder, das zwangsläufig bei einem Europäer entstehende Gefühl erst einmal richtig aufräumen zu wollen. Warum können die hier nicht einfach mal die Wege harken? Für mich der krasseste und nur schwer zu verstehende Unterschied zwischen beiden Kulturen. Man hat den Eindruck, das Denken und Treiben dieser Menschen ist ausgerichtet auf die nächste Schale Reis. Damit sind sie zufrieden.
Der gleiche gilt für den Strand, schön und idyllisch heißt in diesem Fall ruhig und naturbelassen. Traumhaft weißer Sandstrand, dazwischen liegt leider vertrocknetes Blattwerk und Treibgut. Nicht wirklich schön nach europäischen Maßstäben. Man könnte mehr draus machen, aber hier interessiert es keinen.
Weiter ging es ins 20 km entfernte Ghan Dau. Der Ort ist deutlich wohlhabender, was an den Gebäuden sowie der Größe der Boote zu erkennen ist. Insgesamt etwas aufgeräumter. Es gibt sogar ein Restaurant. Da es auf 12:00 Uhr zuging, beschlossen wir, eine Pause einzulegen. Es gab Riesengarnelen und gedünsteten Tintenfisch in einer Ingwer-Fischsoße, dazu gebratenen Reis mit Gemüse. Schlichte Hausmannskost, aber frischer ging es nimmer. Richtig lecker!!! Obwohl wir aus drei verschiedenen Portionsgrößen jeweils die mittlere gewählt hatten, konnte man uns hinterher vom Pier rollen.
Nach dem Essen ging es weiter entlang am Bai Doi Strand. Die Qualität der Straßen wurde nochmal etwas schlechter. Jede Menge Schlaglöcher. Die Karre schaukelte das man meinte man säße auf einem Kamel. Immerhin saßen wir in einem Taxi und nicht in einem Geländewagen! Bei den schlimmsten Löchern hatte man bereits entsprechende Erdhaufen platziert, nur fürs Glattziehen hat es noch nicht gereicht. Das Ganze ist nur begrenzt hilfreich, da es die Straße zusätzlich einengt. Immerhin konnte man schon von weitem erkennen, wann es Zeit war, den Fuß vom Gas zu nehmen.
An einer kleinen Strandhütte stoppten wir für unseren geliebten vietnamesischen Kaffee unter einem Palmen-Pavillon. Solche Bilder muss man mit nach Hause nehmen! Mitnehmen können hätten wir auch die kleinen Welpen Phu Quoc-Hunde. Total süss.
Zurück in den Süden, also unserem Resort, ging es vorbei an Pfefferplantagen. Neben der Fischsoße ist die Insel auch für ihren hochwertigen Pfeffer bekannt. Witzig, wir hatten noch nie gesehen, wie Pfeffer wirklich wächst.
Den Besuch einer Fischsoßenfabrik haben wir uns gespart, da es nach Gerards Meinung nicht lohnsenswert ist. Hauptsächlich riecht es dort sehr streng. Fischsoße oder Nuoc Mam ist ein bißchen wie das Maggi Vietnams. Zuerst werden winzige Sardinen an der Luft getrocknet, bevor sie für mindestens neun Monate zusammen mit Wasser und Salz in verschlossenen Holzfässern fermentieren. Hier auf Phu Quoc wird die beste Soße dieser Art hergestellt. Ich erinnere mich noch an unseren ersten geschmacklichen Kontakt mit dieser Soße, der schon einige Jahre zurückliegt. Gewöhnungsbedsürftig :o(( Heute können wir uns ein asiatisches Gericht ohne Nuoc Mam nicht mehr vorstellen.
Nach einigen weiteren Fotostopps waren wir gegen 15:30 Uhr wieder in unserem Resort. Die Verständigung mit unserem Fahrer klappte übrigens vorzüglich; er sprach mit uns vietnmesisch und wir mit ihm englisch. Mit Hilfe unserer Inselkarte zeigten wir ihm, wohin wir wollten.
Er zeigte uns die schönsten Plätze der Insel und gab Erklärungen dazu in seiner Muttersprache ab, indem er die Wörter ganz langsam und deutlich sprach und immer wieder wiederholte, bis wir nickend lächelten und auf englisch antworteten. Übrigens, Gerard hatte Recht, er ist wirklich ein ausgezeichneter Fahrer!
91,6 km für umgerechnet 25,--Euro, da kann man nicht meckern. Nach einigen Stunden am Strand ging ein weiterer aufregender Tag zu Ende, wie der vorhergehende mit einem kühlem Bier zum Sonnenunergang und frischem Seafood zum Abendessen.
Hallo ihr 2!
AntwortenLöschenEs ist Mittwoch,02.12.09 - 13.50Uhr MEZ und sitze über langweiligen Wfa-Leistungsanforderungen...musste einfach mal bei euch vorbeischauen...total geil was ihr da erlebt.
Genießt die schöne Zeit...Ciao R1