Die Polizei - Dein Freund und Helfer

Heutiges Etappenziel ist Zagora, ca. 90 km entfernt im Süden. Hier verschwindet der Fluss Draa im Erdreich und bis dahin speist er die größte Flussoase Marokkos. In diesem Tal wachsen verschiedenste Sorten Dattelpalmen die ganz Marokko mit dieser süßen Frucht versorgen. Früher, also ganz früher, starteten hier die Karawanen durch die Wüste Richtung Timbuktu und auch heute ist es quasi ein Außenposten der Besiedlung, der zunehmend von den Touristen profitiert, die Touren in die Wüste buchen. Da wir bereits in Abu Dhabi in der Wüste waren, haben wir auf diesen Teil verzichtet. Auch wenn mir natürlich jeder Marokkaner erzählt, dass seine Wüste die schönere ist.
Am Ortsausgang von Agdz ist heute Wochenmarkt und wir stoppen das erste Mal. Hier decken sich die Einheimischen mit den Dingen des täglichen Bedarfs ein, von Gewürzen, über Obst und Gemüse, bis hin zu Fleisch, Kosmetik oder Bratpfannen ist hier alles ausgelegt, was das Herz gelegt. Überwiegend unter Zeltplanen auf dem staubigen Boden, manchmal auch unter festen Ständen. Das Ganze erinnert mich an unseren Marktbesuch im vietnamesischen Hochland, alles sehr ursprünglich. Uns fällt auf, dass hier wenig Frauen sind, blonde schon mal gar nicht. Handeln ist hier offenbar immer noch Männersache. Da wir bereits eine gewisse Aufmerksamkeit erregen, lasse ich die Kamera in der Tasche, aber nach Rückfrage gibt es das ein oder andere Handyfoto.



Wir setzen unsere Fahrt Richtung Süden fort, stoppen hier und da für ein paar Fotos und irgendwann für einen Polizisten. Der steht mitten auf der Straße und hebt die Hand. Was war passiert? Hier wird durchgängig der Verkehr kontrolliert und stichprobenartig Überprüfungen vorgenommen. Zu diesem Zweck hat man einige Meter vorher auf dem Seitenstreifen ein kleines Stoppschild aufgebaut, welches ich übersehen habe. Der Spaß soll 400 Dinar also knapp 40,-- EUR kosten. Ich steige aus, gehe nochmal zurück, bestaune das Schild und lasse mir vom Sheriff erklären, was sie hier so machen – ich meine aufgrund der Straßenführung hätte ich hier gar kein Stoppschild erwartet. Angesichts meiner Neugier und der Tatsache, dass ich das erste Mal in seinem wunderschönen Land bin ist er mit 200 Dinar zufrieden. Dafür bekomme ich aber keine Quittung. Wir sehen im Laufe des Tages noch drei weitere solcher Kontrollen, aber jetzt kennen wir uns aus.
Als wir uns Zagora nähern sucht Bine im Reiseführer nach Restaurantempfehlungen. Es gibt hier einige Hotels, die auch ein Restaurant führen. Das erste verpassen wir mangels schlechter Beschilderung, das nächste finden wir eher zufällig. Schön gelegen in einem Innenhof mit Garten und kleinem Pool kann man hier speisen. Da das Abendessen gestern in unserer Unterkunft nicht sonderlich berauschend war, beschließen wir, heute Mittag richtig zu essen und das Dinner heute Abend entfallen zu lassen.




Nach dem Essen fahren wir noch etwas weiter durch den Ort Richtung Wüste Es gibt hier ein bedeutendes Töpfereizentrum, welches unter anderem die Fliesen für sämtliche Moscheen im Land herstellt. Dazu jede Menge Krüge, Amphoren, etc. Da das aber nicht so unser Ding ist und die Marokkaner teilweise auf die Straße springen um uns zum Anhalten zu bewegen, belassen wir es beim Durchfahren. Weiter im Süden soll es eine Düne geben, die ein wenig Wüstenfeeling versprüht und die wollen wir uns noch anschauen. Sagen wir mal so, der Hügel ist im Reiseführer namentlich erwähnt, aber wenn ich extra deswegen hierhergefahren wäre, hätte ich mich schon geärgert. Man fragt sich, wie der Sand hierherkommt, den rundherum sind sonst nur Steine und Geröll. Aber Wüste ist das nicht. Trotzdem gibt es einige Berber, die mit ihren Kamelen hier auf Touristen warten um gegen Geld für Fotos zu posieren. Wir machen einige Bilder – ohne Berber – und treten den Rückweg an.



Außerhalb Zagora finden wir diesmal das erste Hotel, welches uns auf dem Hinweg entgangen ist und stoppen für einen Tee. Das Gebäude sieht ein bisschen aus wie eine kleine Kashbah und ist verschlossen. Aber auf unser Klopfen hin wird uns geöffnet und wir werden eingelassen. Hinter den Mauern eröffnet sich ein kleines Paradies mit einem großen Garten und vielen lauschigen Ruheplätzen. Wir wandern durch die Anlage und gelangen in einen weiteren kleinen, sehr grünen und sehr ruhigen Innenhof. Hier wird uns Tee, Gebäck und Nüsse serviert.

Ein Mann, offensichtlich der Besitzer, setzt sich zu uns und nach einiger Weile kommen wir ins Gespräch. Er spricht Deutsch, hat in Marburg promoviert und irgendwann dieses Haus hier eröffnet. Nach dem Tee bekommen wir eine Führung durch das Hotel, welches über einen Zeitraum von 6 Jahren originalgetreu restauriert wurde. Sehr beeindruckend.
Der Tee geht aufs Haus und als wir uns verabschieden, nehmen wir vorsichtshalber eine Visitenkarte mit.
Nach einigen Kilometern treffen wir ein weiteres Mal auf die Polizei. Der Kollege steht wieder mitten auf der Straße und winkt und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diesmal kein Stoppschild übersehen habe. Habe ich auch nicht, diesmal ist es eine Geschwindigkeitskontrolle. Mit der Geschwindigkeitsbegrenzung funktioniert das hier folgendermaßen: Normal ist auf den Landstraßen 100 und vor den Ortschaften oder Gefahrenzonen geht es über 80 auf 60, wobei der Abstand zwischen 80 und 60 ungefähr 30 – 50 m beträgt. Mit langsam ausrollen lassen kommt man da nicht weiter. Hinzu kommt, dass das ungefähr im 3-Minuten-Takt rauf und runter geht und man das ein oder andere Schild bei lauter Landschaft schon mal übersieht. Man hat mich daher raus gewunken, da ich statt 60 mit 70 unterwegs war. Geht doch noch. Da ich mich einsichtig zeige und das erste Mal in seinem wunderbaren Land unterwegs bin, belässt es der Polizist bei einer Ermahnung und weiter geht die Fahrt.
Jetzt bleibt nur noch das Stoppschild vom Hinweg, aber auch diese Aufgabe meistern wir mit Bravour. Anstatt allerdings weiterzufahren, biegen wir rechts in die Palmenhügel ein, um noch ein paar Fotos zu schießen. Als wir von dort wieder auf die Hauptstraße kommen, werden wir zum dritten Mal von der Polizei angehalten. Was jetzt? Kein Stoppschild, keine Geschwindigkeitsüberschreitung. Verbandskasten? Ich habe in Sichtweite der Polizei auf einer Brücke gehalten um ein Foto zu machen (siehe unten) und auf Brücken zu stoppen ist zumindest hier in Marokko verboten. Ich tue ahnungslos und da ich das erste Mal in seinem wunderbaren Land unterwegs bin ….

Wir erreichen Agdz ohne weitere Vorfälle gegen 18:00 Uhr und beschließen, noch ein wenig durch den Ort zu flanieren. Das Licht ist schön und vielleicht bietet sich die Möglichkeit für das ein oder andere Foto.



Wir stoßen auf einen kleinen Markt wo noch was los ist. Als wir uns an einem Stand über die verschiedenen Qualitäten der angebotenen Datteln informieren, spricht mich ein Mann an. Als er erfährt, dass wir aus Deutschland sind, bittet er mich eine Einladungskarte zur Hochzeit seiner Schwester für seinen Freund Peter in München zu schreiben. Nach einigem sprachlichen Hin und Her ist klar, dass Peter bereits Bescheid weiß und auch den Termin kennt, Omar – so heißt der junge Mann – aber gerne noch eine schriftliche Einladung hinterherschicken möchte. Ich folge Omar in seinen Shop, wo er mir eine vorbereitete Karte reicht. Während ich mir einen geeigneten Text überlege und schreibe, bereitet Omar einen Tee für uns vor, den wir anschließend gemeinsam schlürfen.

Sein Freund, ein junger Berber, ist auch mit dabei. Er ist für den heutigen Wochenmarkt aus der Wüste angereist und bleibt für ein paar Tage hier. Während ich schreibe, präsentiert er Bine seine Ware. Es ist hauptsächlich selbst gemachter Silberschmuck der Berber und Touareg und es sind einige interessante Stücke dabei. Irgendwann sieht er Bines Ring, den sie damals in Indien gekauft hat und fragt ob er davon eine Zeichnung anfertigen kann, damit er ihn später nachbauen kann. Zwischenzeitlich ist ein weiterer Kollege, Bruder, Cousin – das weiß man nicht so genau – hinzugekommen, der Touren in die Wüste arrangiert und mir einige Fotos von diesen Veranstaltungen zeigt. Vielleicht ist die Sahara ja tatsächlich die schönere Wüste.
Als die Zeichnung des Rings fertig ist, verabschieden wir uns, nicht ohne noch ein paar Fotos von unseren neuen Bekannten zu machen.
Den Rest des Abends verbringen wir in einer lauschigen Ecke in unserem Garten mit ein paar Cräckern und einer Flasche Wein. War mal wieder ein aufregender Tag.

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