So schnell geht's dann doch nicht


 Am späten Abend kam noch eine Mail der deutschen Botschaft in welcher wir aufgefordert werden, uns um 12:00 Uhr am Flughafen einzufinden. Wir haben unseren Check-out daher für 10:30 Uhr geplant, um etwas früher da zu sein. Das Riad ist wie bereits beschrieben, so lala und daher können wir auch am Flughafen warten. Als wir ankommen, sind bereits jede Menge Leute vor Ort und es gehen offensichtlich auch noch einige private Maschinen von Ryan Air oder Easy Jet, aber nicht nach Deutschland. Auf der Übersicht finden sich zwei Maschinen nach Deutschland, Lufthansa um 16:30 Uhr und Condor um 18:00 Uhr. Überschlägig reicht das für ca. 500 Leute, und ich befürchte hier stehen jetzt schon mehr.


Gegen 12:00 Uhr rücken die Mitarbeiter der deutschen Botschaft an, die das Ganze koordinieren. Zunächst gibt es für jeden eine Zettel, den man nochmal ausfüllen muss, quasi der Papierkram. Danach nimmt das Unglück seinen Lauf. Um es vorweg zu nehmen, die Kollegen sind sicherlich bemüht und geben ihr Bestes, aber das reicht halt manchmal nicht. Es beginnt damit, dass es keinerlei Lautsprecheranlage, Megaphon oder sonstiges gibt und die Ansagen im Getöse nur schwer zu verstehen sind. Als erstes versucht man nun die Alten und Kranken und anschließend die Familien mit Kindern zu verarzten. Das dauert bereits eine ganze Weile und gegen 13:30 Uhr schickt man alle anderen erst einmal für 1 Stunde in die Mittagspause.
In unserer Unterkunft in Skoura haben wir Caroline und Michael aus Nürnberg kennengelernt. Wir hatten auf unserer Reise immer schon Whatsapp-Kontakt und treffen uns hier am Flughafen wieder. Gemeinsam gehen wir was essen und kehren nach einer Stunde wieder zurück zur Menge. Man arbeitet immer noch an den Familien mit Kindern und angeblich soll der erste Flieger schon voll sein. Ich sage bewusst angeblich, denn Informationen egal aus welcher Ecke verbreiten sich hier in Windeseile, haben in der Regel aber nur eine geringe Halbwertszeit. Nach den Alten, Kranken und Familien kommt als nächstes die Kategorie Solidarität. Ärzte, Krankenpfleger, Polizisten, halt alle die möglicherweise in Deutschland gebraucht werden. Ich frage mich kurzfristig, wie ich das im Zweifelsfall nachweisen würde, verdränge den Gedanken aber wieder.
Irgendwann gegen 17:00 Uhr wird klar, dass es nur noch eine kleine Chance gibt, dass wir heute mit dabei sind. Wir stehen - die Betonung liegt auf Stehen - nur seit mehr als 6 Stunden hier rum und sind langsam durch. Ich habe den Namen des Hotels wo die Kollegen der Botschaft absteigen und wo angeblich noch Zimmer frei sein sollen. Ein 5-Sterne-Resort, ganz hier in der Nähe - ja nee is klar. Ich rufe dort an und es stimmt.
Der Plan für morgen sieht weitere Maschinen vor, wann und wie viel ist bisher noch nicht klar und die Mitarbeiter der Botschaft wollen bis morgen eine Liste der Übriggebliebenen erstellen, die man dann aushängt und auf der jeder seine Position erkennen kann. Allerdings wird man auch morgen zunächst weitere Alte und Kranke bevorzugen. Angeblich gibt es noch rund 1.000 bis 1.200 Gestrandete was ca. 4-5 Maschinen bedarf. Ich persönlich denke, dass auch morgen nur 2 Maschinen starten werden. Das heißt wenn es doof läuft, wird es auch morgen nicht klappen.
Trotzdem versuchen wir das Beste aus der Situation zu machen. Das Hotel ist ziemlich schick und auch nicht teurer als unser Riads in der Altstadt. Man ist halt am Flughafen und nicht in der Altstadt, aber momentan ist das ziemlich egal.


Es gibt eine kleine Karte, wobei man sich das Essen aufs Zimmer bestellen muss. Wir steuern unsere 2 Flaschen Wein bei, die von gestern übrig geblieben sind und machen uns zu viert einen netten Abend auf unserem Zimmer. Morgen werden wir weiter sehen, oder Inschallah wie der Muslim sagt.

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