Einmal waschen bitte


Gegen 06:00 Uhr bin ich ausgeschlafen, Zeit genug also, um noch etwas zu bloggen. Knapp 2 Stunden später wird meine Gattin wach und wir beschließen, vor dem Frühstück noch mal einen Blick auf it-Ben-Haddou zu werfen. Wir finden diesmal relativ schnell eine Terrasse die zu einem Restaurant gehört, welches aktuell noch geschlossen hat und von wo man einen perfekten Blick auf die Stadt im morgendlichen Licht hat. Drei, vier Bilder und ab geht’s zum Frühstück.

Obwohl wir die Möglichkeit haben, draußen zu frühstücken, entschließen wir uns für den Frühstücksraum, denn um diese Uhrzeit ist es noch recht frisch. Obwohl das Hotel weniger als die Hälfte unserer Bleibe in Marrakesch kostet, ist das Frühstück mehr als doppelt so gut. Es gibt erstmalig in diesem Land eine Eierspeise nach Wahl, der Kaffee kommt aus einem Vollautomaten und der Obstsalat ist deutlich größer.

Gegen 10:00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Das Ende unserer heutigen Etappe ist das Örtchen Adgz mit einem Stopover in Ouarzazate. Ich gebe zu, die Namen sind nicht wirklich eingängig und ich habe es auch aufgegeben, sie richtig auszusprechen. Man kann dabei nur verlieren. Ouazazate ist Verwaltungssitz und darüber hinaus die Filmmetropole Nordafrika. Es gibt 2 Filmstudios hier und viele bekannte Hollywood-Streifen mit Wüstenthema, wie z.B. Lawrence von Arabien wurden zu großen Teilen hier gedreht. Ait-Ben-Haddou ist ein gutes Beispiel und in Ouazazarte gibt es eine große Kasbah – also eine alte Festung die sich hervorragend als Kulisse eignet. Darüber hinaus hat sich die Landschaft, seit wir gestern den Tichka-Pass passiert haben deutlich verändert. Das Grüne ist mehr oder weniger komplett verschwunden und Sand, Steine, Lehm und Ocker dominieren.
Was Ouarzazate aber auch hat, ist eine Waschanlage und so geben wir zunächst mal unseren Jeep zur Reinigung. Um den zeitlichen Aufwand im Rahmen zu halten, beschränken wir uns auf außen. Der Spaß kostet umgerechnet 3,-- EUR und dafür rücken 2 Mann mit Hochdruckreiniger und Lappen an. Anschließend sieht der Wagen zwar nicht wie neu, aber zumindest deutlich besser aus las zuvor.

Auf der Weiterfahrt passieren wir einen Carrefour-Supermarkt und stoppen kurz, um uns mit dem nötigsten einzudecken. Da wir nicht kochen, bedeutet das ein paar Bananen, Chips, Wasser, Bier und Wein. Alkohol ist hier zwar nicht verboten, wird aber nicht gerne gesehen. Demzufolge schenken nicht alle Unterkünfte welchen aus. Vermutlich bräuchten sie eine Schanklizenz.
Bevor wir weiterfahren, möchten wir uns noch die Kasbah Touarit ansehen. Das ist eine große, gut erhaltene Festung die immer wieder mal als Filmkulisse dient. Zu dieser Burg gehört ein kleines Dorf welches von einer Mauer umgeben ist, aber wir beschränken uns auf den Burgkomplex. Das Ganze ist relativ unspektakulär, die Räume sind leer und alles ist sehr verwinkelt. Man bekommt halt ein Gefühl dafür, wie man früher gebaut und gelebt hat. Auf einen Führer, die zuhauf vor den Toren warten haben wir verzichtet. Die meisten sind selbst ernannt und haben gefährliches Halbwissen. Zwei der Räume sind vergleichsweise hübsch ausgestattet und lohnen ein Foto. Das ganze Gebäude ist total verwinkelt. Das hat zur Folge, dass wir den gleichen Raum zweimal fotografieren und erst stutzig werden, als sogar der Müll in der Ecke mit dem vorherigen übereinstimmt.

Die weitere Fahr nach Agdz dauert nochmal 75 km und führt durch eine sich hinter jeder Kurve ändernde Bergwelt. Mal wähnt man sich auf den Kanaren, mal im Grand Canyon und manchmal meint man, Außerirdische hätten die Felslandschaft geharkt (Originalton Bine). Wir stoppen mehrfach, nur um immer wieder festzustellen, dass die Kamera nur begrenzt einfangen kann was das Auge sieht. 

Auf der letzten Anhöhe hat man einen Blick auf Agdz und das beginnende Draa-Tal. Hier fließt der Fluß Draa über 90 km in den Süden und speist eine riesige Oase in der jede Menge Dattelpalmen wachsen. Dieses Stück werden wir uns morgen anschauen.

Wir bleiben hier für 2 Nächte, um etwas zu entspannen und einen kompletten Tag für das Tal zu haben. Unsere Unterkunft liegt bereits in den Anfängen dieser Oase und ist etwas weg vom Schuß. Da Google in diesem Fall nicht zuverlässig arbeitet, hat man uns eine Wegbeschreibung zugesandt, der wir folgen. Leider biege ich irgendwann etwas zu früh ab. Der Weg – Straße wäre hier wirklich übertrieben – wird immer schmaler, also beschließe ich zu wenden. Dafür benötige ich mindestens 4 Züge und irgendwann komme ich bei dieser Aktion vom Weg ab und lande mit den Vorderrädern im Schlamm. Der Allrad greift aufgrund der Kopfüber-Lage nicht wirklich und irgendwann versinkt das rechte Vorderrad mehr als zur Hälfte im Schlamm. Leider habe ich versäumt, das Ganze zu fotografieren, aber es war weniger witzig, als es sich vielleicht anhört. Wir wechseln, Bine fährt den Wagen und ich öffne die Kofferraumklappe und setze mich in den Kofferraum, um der Hinterachse etwas mehr Druck zu verleihen. Mit sehr viel Gefühl und etwas lenken zieht Madame die Karre aus dem Dreck. Auf den letzten Metern bis zur Unterkunft können wir noch etwas von dem Schlamm und Lehm loswerden, aber letztlich muss man sagen, die Wäsche heute Morgen hätten wir uns schenken können.
Die Unterkunft selber ist der Hit. Großer Garten, Lounge-Ecke und separate kleine Bungalows. Das Ganze gelegen am Draa-Fluß gegenüber eines beeindruckenden Berges.

Wir können unseren Wein in den Kühlschrank geben, so dass einem entspannten Aufenthalt nichts im Wege steht. Wir liegen momentan im Schatten auf einer Liege, trinken marrokanisches Bier – vermutlich haben die auch einen deutschen Braumeister – und genießen den Tag. Es ist gerade mal 18:34 Uhr und der Blog ist bereits fertig. Läuft.

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