Im Dades-Tal


Es geht weiter. Wir haben momentan immer nur eine Übernachtung je Unterkunft, was aber nicht wirklich tragisch ist, da in der Regel keine größeren Schränke in den Zimmern sind und wir so oder so aus dem Koffer leben. Dafür sind die Etappen relativ kurz, so dass kein Stress aufkommt. Hier in Skoura beginnt die sogenannte Straße der Kashbas die sich gut 300 Kilometer in Richtung Osten zur Wüste zieht. Kashbas sind alte Festungen, die hier vor etlichen hundert Jahren errichtet wurden und oft mehrere Familien aufgenommen haben. Die heutige Etappe führt uns ca. 100 km in das Dades-Tal wo besagter Fluss entspringt und sich irgendwann im Süden mit anderen vereint und zum Draa wird. Den hatten wir ja schon. Auf seinem Weg dorthin hat er sich über die Jahre seinen Weg durch das Gestein gebannt und eine faszinierende Landschaft hinterlassen.
Wir machen uns auf den Weg zurück zur Straße - ich bin mir nicht sicher, ob ich es bereits erwähnt habe, 4 km Schotterpiste – und wie jeden Morgen, wenn ich in die Karre steige denke ich mir, ich könnte sie mal wieder waschen lassen. Und jeden Abend denke ich mir, gut das Du es gelassen hast. Es wäre rausgeworfen Geld.
Kurz vor der Straße passieren wir die Kashba Amridil, seit Hunderten von Jahren im Familienbesitz und heute ein Museum. Hier wollen wir uns mal das Leben in einer Kashba  näher bringen lassen und gönnen uns neben dem Eintritt einen Führer. Das macht aber durchaus Sinn, denn die wesentlichen Informationen sind nicht auf den Blick erkennbar. Wir lernen, wie hier gearbeitet wurde, welche Funktionen die einzelnen Räume haben und das es im Gebäude eine Moschee und eine Koranschule gab. Das Gebäude besteht im Wesentlichen aus Lehm, welcher das Klima auf natürliche Art reguliert. Die Wände in den unteren Etagen sind dicker und halten im Sommer die Wärme draußen, die in den oberen Etagen dünner, damit die wenige Wärme im Winter durchkommt. Und so gibt es Küchen für den Winter (oben) und welche für den Sommer (unten).
Nach der Führung geht unser Guide mit uns noch durch die angrenzenden Gärten, um uns einen Tamarindenbaum zu zeigen, welches sehr hart ist und aus dem früher etliche Werkzeuge hergestellt wurden. Auf dem Rückweg kommen wir am Shop eines Freundes vorbei – welch ein Zufall.
Wie immer in solchen Situationen gibt es erst einmal einen Minztee, um eine gewisse Atmosphäre zu schaffen. In seinem Laden verkauft er Teppiche und Schmuck von Berbern und Touareg – wie wir mittlerweile wissen, zwei unterschiedliche Stämme. 

Solche Begegnungen sind in der Regel sehr nett, informativ und keinesfalls bindend. Man muss halt nur wissen, wann die Verkaufsveranstaltung anfängt und wann man die Reißleine ziehen muss. In unserem Fall ist es soweit, als der Berber uns die verschiedenen Teppich-Stile der einzelnen Stämme, also Berber, Touareg, etc. zeigen will. Wir lehnen dankend ab mit dem Hinweis, dass wir heute noch einiges vorhaben und treten den Rückzug an. Unser Guide bekommt noch ein Extra-Trinkgeld und wir setzen unseren Weg fort.
Laut Reiseführer soll dies die spektakulärste Strecke auf dem ganzen Teilstück sein. Ich persönlich finde das etwas übertrieben, aber die ständig wechselnde Landschaft mit dem ein oder anderen verfallenen Gebäude auf den Hügeln hat definitiv seinen Reiz.
Wir machen Stopp für eine Mittagsrast, wobei die Wahl des Restaurant weniger nach der kulinarischen Qualität erfolgte, als der Tatsache, dass der Minztee aus der Kashba seit geraumer Zeit raus muss. Auf der Dachterrasse sitzt bereits eine größere Gruppe, aber das Essen kommt zügig und ist o.k.
Gesättigt und erleichtert treten wir die Weiterfahrt an und erreichen bald Bourmaine de Gorges, von wo es in die Dades-Schlucht abgeht. Der Ort sieht aus der Ferne nett aus, aber wir beschließen eine Besichtigung auf morgen zu verschieben, weil wir aus der Schlucht hierher zurückkommen werden.
Unsere heutige Unterkunft liegt 26 km entfernt inmitten der Schlucht, die wir nun in Angriff nehmen.
Das ist aber leichter als gesagt, denn hinter jeder Kurve verändert sich die Landschaft, so dass der Weg recht schleppend verläuft.


Irgendwann aber kommen wir dann doch an. Man kümmert sich um unser Gepäck und zur Begrüßung gibt es – mal wieder – einen Minztee.
Wir haben insgesamt 9 verschiedene Unterkünfte auf unserer Reise und die Buchungen liegen auch schon eine Weile zurück. Von daher bin ich immer wieder überrascht, was wir Tolles rausgesucht haben. Unsere bescheidene Hütte liegt quasi an den Hang geflanscht in der Schlucht. Großes Zimmer mit Terrasse und Sicht auf die zerklüfteten Berge. So kann man es aushalten.

Da wir morgen noch weiter in die Schlucht fahren können, verzichten wir heute auf eine Weiterfahrt, zumal sich der Himmel langsam zuzieht. Stattdessen genießen wir den Rest des Tages auf unserer Terrasse.
Das Abendessen gestern war bereits das beste auf unserer bisherigen Reise, aber hier setzen sie nochmal einen drauf. Das ist durchaus westlicher Standard und der krönende Abschluss eines Tages.
Gerade kam die Meldung rein, dass Marokko alle Flüge nach Europa, incl. Deutschland bis zum 31.03. eingestellt hat. Eine Ausreise nach Deutschland wird aktuell schwierig, das riecht nach Zusatzurlaub. Wir halten Euch auf dem Laufenden.


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