Bis zum goldenen Dreieck und zurück
Um 06:30 Uhr geht der Wecker – What??? Diejenigen die uns folgen wissen, dass wir schon mal so Aussetzer haben. Jetzt ist es mal wieder soweit. Wir werden morgen weiterfahren nach Chiang Mai und brauchten dafür noch ein Transportmittel, Mitfahrgelegenheit, o.ä., 180 km, ca. 3 Stunden. Die einfachste Möglichkeit wäre ein Taxi, aber Bine hat über Facebook einen Guide in der Region aufgetan, der sehr gute Touren anbietet und sehr gute Bewertungen hat. Wir haben ihn angeschrieben und er hat uns ein 2-Tages-Paket angeboten, für morgen die Fahrt nach Chiang Mai mit diversen Stopps und für heute eine Tour in die Region nördlich von Chiang Rai, die viele interessante Ziele bietet. In den letzten Jahren haben wir mit solchen geführten Touren gute Erfahrungen gemacht, kostet zwar etwas mehr, bringt aber auch einen echten Mehrwert in Form von Inhalt, Komfort und Kontakt mit den Einheimischen. Wir haben zugesagt und heute um 08:30 Uhr geht es los. Erster Instant-Kaffee am Seerosenteich, Nase pudern und frühstücken – das dauert. Daher die relativ unchristliche Zeit fürs Aufstehen.
Punkt 08:30 Uhr
steht ein kleiner Thai in der Rezeption und spricht uns an. Er stellt sich als
Juan vor, was mir ehrlich gesagt spanisch vorkommt. Fakt ist aber, das die
Thais aufgrund ihrer relativ komplexen und für Europäer unaussprechlichen Namen
meistens irgendwelche Kunstnamen haben. Aus Saengduan wird dann schnell mal
Sandy. Juan fährt einen fetten Toyota Hilux mit Doppelkabine und Ladefläche - vermutlich
für die ganzen Mitbringsel. Wir steigen hinten ein, machen es uns gemütlich und los geht's. Unser erstes Ziel ist ein Kloster ca. 1 Stunde
Fahrt nördlich von Chiang Rai, zum Kloster gehört ein Skywalk der a) relativ
neu ist und b) einen schönen Überblick über die Region bietet. Nachdem Bine diesen
das erste Mal in Facebook gesehen hat war sie angefixt – das war vermutlich
auch der Plan – und die Tour heute war irgendwie gesetzt. Bereits einige 100
Meter vor dem Kloster stauen sich die Fahrzeuge am Straßenrand und ich versuche
mir vorzustellen was passiert, wenn die Besitzer alle auf dem Skywalk lustwandeln.
Deutsches Sicherheitsglas hin oder her. Der Grund für den Stau ist allerdings
eine anderer. Einmal im Jahr zum Ende der Regenzeit findet eine riesige
Spendengala statt und dieser Tag ist heute. Heerscharen von Buddhisten und eher
wenig Touristen bevölkern den Tempel, nehmen am Gottesdienst teil oder verputzen
Kleinigkeiten die von Freiwilligen zubereitet und kostenlos verteilt werden.
Für gutes Karma. Auf diese Art und Weise kommt Bine später zu einer leckeren
Nudelsuppe und ich zu Klebreis mit irgendeinem süßen Topping. Bevor wir aber hier
landen, bewegen wir uns zunächst über das Tempelgelände, schauen uns
verschiedene Gebäude an und lassen uns dann mit einem Pickup den Berg hinauf
zum Skywalk fahren. Hier geht es deutlich entspannter zu. Es gibt schicke
Überzieher für die Schlappen und der Glasboden in 30 m Höhe ist auch nicht ohne
Reiz. Die Aussicht ist phänomenal und es gibt einige reizvolle Fotomotive. Der Abstecher
hat sich schon mal gelohnt.
Unten angekommen passieren wir die Fressmeile mit den oben beschriebenen Leckereien und erreichen unseren Wagen.
Der
nächste Stopp ist das goldene Dreieck. Gemeint ist der nördlichste Punkt von
Thailand wo Myanmar, Laos und Thailand aufeinandertreffen, getrennt durch die Flüsse
Mae Khong (Mekong) und Mae Ruak. In der Vergangenheit wurde hier Schlafmohn
(Opium) angebaut und in die ganze Welt verkauft. Mittlerweile ist das in
Thailand Geschichte, nach Aussagen unseres Guides soll es in Myanmar aber
fröhlich weitergehen und die Grenzregionen dort sollte man zu mindestens nachts
auf jeden Fall meiden. Oben auf dem Berg hat man eine schöne Aussicht, wenn man
genau hinsieht, erkennt man die unterschiedlichen Farben der beiden Flüsse und
in Laos wächst eine Reihe von Hochhäusern empor. Hier hat der Chinese für die
nächsten 90 Jahre Land gepachtet und baut eine eigene Enklave unter
chinesischer Verwaltung. Eigene Währung, Material und Arbeitskräfte kommen aus
China und Laoten haben keinen Zutritt. Darüber, was nach den 90 Jahren passiert,
kann man nur spekulieren. China denkt langfristig. Zumindest hat er hier erst
einmal ein Vier-Länder-Eck geschaffen.
Unten im Ort machen wir einen Abstecher in das House of Opium, ein Museum in welchem die Geschichte von allen Seiten beleuchtet wird. Von Aufzucht, Hege und Ernte, den notwendigen Werkzeugen und natürlich allen möglichen Gerätschaften für den Weiterverkauf (Opium-Waagen) und den Konsum (Pfeifchen). Ach so, und natürlich was zum Thema Risiken und Nebenwirkungen. Auch ohne Apotheker weiß man anschließend, das ist ein Sauzeug.
Unten am Fluss liegen Boote mit welchen die Touristen über
den Mekong geschippert werden. Etwas näher an Laos heran und bis an den Punkt,
wo es dann wirklich nicht mehr weiter geht, weil man sonst fremdes Gewässer befährt.
Machen wir natürlich auch, bevor wir in einem nahegelegenen Restaurant direkt
am Fluss unser Mittagessen einnehmen. Früher hätten wir zu diesem Zeitpunkt
vermutlich zwei 36erFilme verknipst, mit
den Smartphones sind wir heute eher bei Faktor 10 – also Bine. Damit das auch
nach dem Mittagessen so weitergehen kann, habe ich mir ein 100W Ladegerät mit
mehreren Ausgängen zugelegt, damit auch die digitalen Knipsen in Windeseile
Energie bekommen. Nach gut 30 Minuten – es gibt gebratenes Hühnchen mit Thai
Basilikum und Reis – sind wir gesättigt und die Handys wieder voll.
Weitergeht es nach Mae Sai, wo es einen Grenzübergang nach
Myanmar gibt. Hierher kommen die Burmesen um Ware zu verkaufen und
hauptsächlich thailändische Ware mit zurück zu nehmen. Es ist bereits nach
15:00 Uhr und Fahrzeuge unterschiedlichster Ausführung stauen sich in Richtung
Myanmar. Eine ganz typische Atmosphäre, die wir auch woanders schon mal erlebt
haben und die sich nur schwer beschreiben lässt. Ein Grenzort eben.
Im Oktober endet in Nordthailand üblicherweise die
Regenzeit. In diesem Jahr war sie spezielle in dieser Region so schlimm, dass
wir bis kurz vorher überlegt haben, ob wir diesen Teil des Urlaubs streichen
sollen. Unbeachtet vom Rest der Welt – Details hat man nur bekommen, wenn man
in diversen Facebook-Gruppen unterwegs ist – haben sich dramatische Zustände
abgespielt. Mittlerweile sind weite Bereiche wieder sauber und aufgeräumt und
nur an der ein oder anderen Stelle sieht man noch Reste von Schlamm die erahnen
lassen wie schlimm es war. Aber der Thai lächelt bereits wieder.
Auch in Mae Sai gibt es einen Tempel und auch hier gibt es
einen Skywalk. Das scheint der neue Trend hier zu sein. Wir lassen uns hinauffahren
und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich sag mal so, die vorherrschende
Farbe ist lila.
Dieser Skywalk ist fast noch spektakulärer. Das geht los bei der Farbe der Überzieher (lila) und weiter über die Größe und die Aussicht. Hat sich definitiv gelohnt. Bevor es wieder hinab geht nehmen wir uns noch eine Viertelstunde, um im Licht der Spätnachmittagssonne noch einige Fotos zu machen.
Letzter Tagesordnungspunkt neben einem Abendessen soll der blaue Tempel
in Chiang Rai sein. Da bereits jetzt abzusehen ist, dass wir diesen erst bei
Dunkelheit erreichen und alle Filme bereits voll sind, verschieben wir da auf
morgen. Wir nehmen den direkten Weg zurück, stoppen aber nochmal kurz an einem
Stand, der frische Ananas verkauft. Neben Reis und Kaffee ist das ein weiterer
Verkaufsschlager dieser Region. Klein und zuckersüß, sogar den Strunk kann man
mitessen. Noch besser wird es mit etwas Chilisalz, welches es im Tütchen mit dazugibt
– der Hammer. Nach 3 Ananas sind wir eigentlich schon satt, aber ein bisschen
was geht ja immer noch.
Das Restaurant welches wir ansteuern liegt an einem kleinen See. Es gibt jede Menge Fisch aber keine Touristen. Es gibt auch keine englische Speisekarte, sondern nur eine thailändische mit Bildern. Und falls das nicht reicht, haben wir ja unseren Guide (siehe Mehrwert). Die thailändische Backgroundmusik wird irgendwann abgelöst durch Karaoke bei welchem die anwesenden Gäste fleißig mitmachen. Ich kann die Texte auf dem Bildschirm leider nicht lesen. Ich vermute mal der Ein oder Andere ist bereits beim Mitlesen müde geworden. Ich jedenfalls bin ziemlich platt. Es ist mittlerweile 20:30 Uhr und nach 12 Stunden Input reicht es gerade noch für einen kleinen Absacker am Seerosenteich, bevor wir ins Bett fallen. Morgen folgt der zweite Teil.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen