Sukhothai bis der Arzt kommt
Unser erster kompletter Tag in Sukhothai, unsere erste Nacht in unserer neuen Anlage. Kommen wir also zunächst kurz auf unsere Unterkunft zu sprechen. Was man genau bekommt, weiß man trotz Booking- und Google-Bewertungen erst wenn man da ist. Wie immer haben wir diesmal eine bunte Mischung aus Low Cost und Premium und alle haben eins gemeinsam – sie haben Charme (das haben wir im Vorfeld mal hineininterpretiert) und unglaublich nette Gastgeber (das konnte man aus der ein oder anderen Bewertung lesen). Unsere aktuelle Bleibe liegt nahe dem Historical Park, ca. 7 Minuten mit dem Tuk-Tuk, was für den mehrmaligen Besuch von großem Vorteil ist. Etwas abseits, ruhig, schön, im Grünen gelegen und mit 5 Bungalows überschaubar.
Der Bungalow ist schlicht, aber nach Abzug des Loi Krathong Zuschlags preislich o.k. Die Anlage wird von einem Deutschen und seiner thailändischen Frau geführt, wobei es eigentlich heißen müsste von einer Thailänderin und ihrem deutschen Mann, denn Deutsche dürfen in Thailand kein Eigentum erwerben. Das heißt der Laden gehört ihr. Die Bewertungen sind durchgängig sehr gut und hier sieht man dann, dass Geschmäcker verschieden sind. Vielleicht aber auch, dass wir schwierig sind. Das Problem aus unserer Sicht ist der deutsche Teil der Verbindung, der die Anlage deutlich auf Effizienz getrimmt hat. Alle Hotels wurden bereits nach Ablauf der Stornofrist von Booking direkt abgebucht, hier wird die Abwicklung vom Hotel vorgenommen, heißt Bezahlung vor Ort. Mein Fehler, habe ich übersehen, ist aber eigentlich nicht tragisch. Problem, hier geht nur Cash – spart Kreditkartengebühr. Das lässt unsere aktuelle Barschaft mal eben drastisch schrumpfen. Nicht im Preis ist enthalten ist das Frühstück. Ist in Asien kein Thema, hatten wir in Mae Hong Son auch, geht man halt nach außerhalb. Hier ist außerhalb aber sehr außerhalb. In Mae Hong Son bestand aufgrund fehlender Ressourcen gar nicht die Möglichkeit Frühstück anzubieten. Der Kollege hier bietet sehr wohl Frühstück an, lässt sich das aber separat bezahlen. Es gibt einige „Menüs“, z.B. das Traveller Frühstück = 1 Scheibe Toast, Butter, Marmelade, 1 Tasse Filterkaffee und Obstteller(chen). Den Rest, Spiegelei, Orangensaft, etc. kann man dazu buchen. Alles relativ übersichtlich und für asiatische Verhältnisse zu ambitionierten Preisen. Ein nettes Zubrot und der Gesamtumfang steuerlich vermutlich nur schwer nachvollziehbar.
Von
daher kann ich die Lobeshymnen in den Bewertungen nicht nachvollziehen. Aber
wie gesagt, vielleicht sind wir ja auch schwierig.
Auch
wenn das jetzt ein bisschen Text war, ist es letztlich nur eine Randnotiz. Heute
ist der Tag der Tage. Loi Krathong ist das Lichterfest, das in Thailand
landesweit am Tag des Vollmonds im zwölften Monat des buddhistischen Kalenders
gefeiert wird. Es fällt üblicherweise in den November. (Wikipedia) Bereits
einige Tage vorher gibt es zahlreiche Vorbereitungen und Events wie wir sie ja
auch schon in Chiang Mai gesehen haben. Aber der Höhepunkt ist heute.
Zusätzlich zur Erkundung der Ruinen hält der Tag also einiges bereit.
Nach
meinem ersten Traveller Frühstück geht es los mit dem Tuk-Tuk und gegen 09:00
Uhr sind wir bereits am Eingang des zentralen Bereiches. Es gibt noch vier
weitere Bereiche entsprechend den Himmelsrichtungen, die alle separaten
Eintritt kosten, aber hier stehen die interessantesten Tempel. Während Loi
Krathong ist der Eintritt kostenlos.
Bisher sind wenige Busse da, die Menge der Gruppen ist überschaubar und an den meisten Orten bekommt man nach kurzer Wartezeit Fotos ohne Touris – ich weiß, ich bin auch einer. Ich möchte Euch nicht mit Details langweilen, man muss das mögen. Im Vergleich zu den Tempeln mit denen wir Euch in den letzten Wochen zugespamt haben – die waren super schön, muss man aber auch mögen – reden wir hier von mehr oder weniger gut erhaltenen Ruinen. Mich fasziniert einfach, was hier vor mehr als 700 Jahren geschaffen wurde. Ich streue einfach mal ein paar Fotos ein.
Nach der ersten Runde gehen wir nochmal zurück zum Eingang und mieten uns gegenüber vom Eingang einen Golf Caddy. Haben wir im Park gesehen, wäre auch ein cooler Tipp von unserem Vermieter gewesen. Damit starten wir unsere zweite Runde in die etwas außerhalb gelegen Teile der Anlage.
Bei einem der Tempel treffen wir eine ältere Dame, wir haben sie Helga genannt, mit der wir uns nett unterhalten. Ich habe sie ca. 10 Jahre älter als mich geschätzt. Helga reist allein mit kleinem Gepäck und ist noch bis zum 04. März in Asien. Da sieht man, wohin das mit dem Asienfieber führen kann. Respekt.
Gegen
12:00 Uhr haben wir genug Steine gesehen und treten den Rückzug an. Der Bereich
um den historischen Park läuft unter Old Sukhothai, darüber hinaus gibt es den
eigentlichen Ort New Sukhothai mit ca. 37.000 Einwohnern. Der Nachteil bei Old
Town ist, dass außerhalb des Parks nur wenig Infrastruktur in Form von Cafés
oder Restaurants vorhanden ist. Wir entschließen uns also, uns ein Tuk-Tuk zu
nehmen und uns nach New Town bringen zu lassen. Unser Exemplar ist so alt wie
sein Fahrer und quält sich mit ca. 25 km/h Höchstgeschwindigkeit durch den
eigentlich flüssigen Verkehr, was uns ca. 25 Minuten auf diesem Luxusgefährt
kostet. Wir lassen uns am Night Bazar absetzen, der natürlich noch geschlossen
ist, aber damit ist man schon mal ganz gut positioniert. Es ist Mittagszeit,
viele Läden sind geschlossen, aber Google zeigt auch nicht mehr Infrastruktur
als in Old Town. Wir schlendern eine Weile durch die Straßen, aber der Funke
will nicht überspringen. Gut, wenn sich das Dortmunder Leben am Westenhellweg abspielt,
Dich Dein Taxi aber am Borsigplatz rauslässt, hast Du auch Trauer. Da muss man
selbstkritisch sein und sagen: schlechte Vorbereitung.
Wir
machen das Beste draus finden ein Café Amazon und trinken einen Iced Americano,
diesmal mit Limette und Honig – Hammer! Werden wir zuhause auf jeden Fall
nachbauen. So gestärkt mach ich mich auf die Suche nach einem Grab der uns
zurück nach Hause bringt. Der junge Mann mit einem flatschneuen Toyota Yaris
ist extrem kooperativ und hält auf meine Bitte beim nächsten 7/11, da unser
Chang Beer sich dem Ende neigt, wir in der Walachei wohnen und ich dort kein
Bier kaufen möchte. Ich spring kurz rein und bin im ersten 7/11 in Asien der
kein Bier verkauft. Hääh? Auf Nachfrage erfahre ich, dass sie das nicht dürfen,
weil gegenüber ein Krankenhaus ist. Wieder was gelernt, ich muss mal checken,
ob es bei uns auch solch ein Gesetz gibt. Der junge Mann hat aber andere
Quellen, so dass unsere Versorgungsfahrt noch ein erfolgreiches Ende findet.
Wir
gönnen uns eineinhalb Stunde Pause bevor wir uns mit dem Tuk-Tuk erneut zum
Historical Park bringen lassen. Dort beginnt um 16:00 Uhr die Parade. Parade?
Das hätte sich unser Vermieter vermutlich auch gefragt, wir sind gestern Abend
mehr oder weniger in einem Youtube Video drauf gestoßen. Der erste Eindruck der
sich mir aufdrängt ist Kirmeszug, aber das wäre unfair. Das Fest hat ja einen
religiösen Hintergrund. Mit Hilfe des Google Übersetzer identifiziere ich
einige der Beschriftungen auf den Wagen und offensichtlich präsentieren sich
hier verschiedene Stadteile oder Gemeinden. Es ist ein bunter Mix aus
Fußtruppen, tanzenden Thai Frauen und kunstvoll gebauten Wagen. Mal mit
traditioneller thailändischer Musik, mal mit Thai Pop, unterstützt von Pick Ups
mit gefühlt 1.000 W Verstärkerleistung auf der Ladefläche. Das Ganze zieht sich
über knapp zwei Stunden und ist ein Happening für die ganze Thai Community. Oh
man, ich muss nach dem Urlaub zwingend Bilder aussortieren.
Wir ziehen weiter und bereiten die nächste Aktion vor. Am Abend findet vor den Kulissen eine Performance statt, für die es extra Karten bedarf. Selbst intensive Internetrecherche im Vorfeld lieferte aber keine Details. Unser Vermieter konnte – Suprise, Suprise – leider auch nicht weiterhelfen. Bei unserer ersten Runde am Vormittag haben wir nach einigem Durchfragen dann den Vorverkaufsstand ausfindig gemacht, der aber leider nicht besetzt war. Mittlerweile ist da schon einiges los, wir erstehen aber mit Hilfe der fähigen Dame am Schalter noch zwei relativ gute Plätze. Es ist ca. 17:30 Uhr, die Sonne geht langsam unter und da wir noch eineinhalb Stunden Zeit haben, schlendern wir über die Fressmeile. Man muss seinem Körper ja auch mal was gönnen. Den Gesamteindruck habe ich ja gestern bereits beschrieben, für überschaubares Geld kann man hier eine bunte Reise durch die thailändische Küche machen. Vieles, was ich vorher noch nicht gesehen habe.
Satt
und zufrieden gehen wir Richtung Veranstaltungsort und nehmen unsere Plätze
ein, dritte Reihe etwas seitlich. Im Vordergrund ein kleiner Teich, dahinter in
knapp 30 m Entfernung ein kleiner Landstreifen auf dem sich später die ganze
Geschichte abspielt. Dahinter die Ruinen, die mittlerweile alle illuminiert
sind. Das hat schon was. Was dann vorgetragen wird ist die Eroberung der Gegend
durch die Thai und die Gründung der Stadt Sukhothai. Es gibt Kämpfe mit Mensch
und Tier (Elefanten), die Darstellung des bäuerlichen Lebens und Tanzeinlagen
von zierlichen Thailänderinnen. Das Ganze unterstützt durch Licht und Sound.
Ich finde so was muss man machen, wenn man hier ist.
Das Spektakel endet gegen 20:00 Uhr mit einem kleinen Feuerwerk, das Große kommt später. Wir mischen uns wieder unter das Publikum – der Verkehr hat schon deutlich zugenommen – und kaufen uns unser eigenes kleines Krathong, welches wir zu Wasser lassen wollen. Hierfür gibt es überall um die kleinen Teiche schmuckvoll gestaltete Stege, auf denen sich die Thai mit der ganzen Familie und ihrem Kathrong ablichten, wo aber auch ordentlich Instagram-Material produziert wird.
Wir suchen uns eine eher ruhige Ecke, lassen das Boot zu Wasser, haken den Scheiß der letzten 11 Monate gedanklich ab und wünschen uns was Schönes. Finde ich ein tolles Ritual.
Es
geht auf 21:00 Uhr zu und hier ist mehr los als auf der Reeperbahn nachts um
halb eins. Es gibt 2 Fahrtrichtungen die man auch tunlichst einhalten sollte
und es ist mehr ein Schieben als ein Gehen. Ein bisschen wie damals beim
Ballon-Festival in Taunggyi Myanmar. Wer möchte, kann das hier gerne nochmal
nachlesen. War auch ein netter Event
Zumindest
unser heutiger krönender Abschluss des Tages ist das nun stattfindende
Feuerwerk. Und das ist ein Feuerwerk, alles was ich in den letzten Jahren
gesehen habe ist ein Sch…dreck dagegen. Mindestens 15 Min. geben die Thai ihr
Bestes. Riesige bunte Kreise, kleine Figuren, goldene Raketen – einfach
unbeschreiblich. Meine mentalen Speicher sind randvoll, meine physischen
langsam leer. Wir beschließen den Rückzug anzutreten, der Tag war lang genug.
War aber noch nicht alles.
Vor
dem Ausgang des Parks stehen jede Menge Tuk-Tuk, aber alle weigern sich uns zu
fahren. Ich dachte es liegt an mir, ich habe ja schon mächtig geschwitzt heute,
aber auch alle anderen Touristen haben keinen Erfolg. Nach einer Weile
erfolglosen Suchens entscheiden wir uns den Heimweg zu Fuß anzutreten. Auf dem
Weg wir mir die Verweigerung der Fahrer klar. Aus der Stadt staut sich eine
kilometerlange Reihe Autos in Richtung Festivalgelände, viele wollen noch mit
dabei sein, andere fahren von den außerhalb gelegenen Parkplätzen nach Hause.
Für die paar Kröten würde ich mich auch nicht da mit anstellen, um zurück zu
kommen. Nützt nichts, wir gehen also zu Fuß, sind ja nur 2,5 km. Die Autos
beleuchten die Straße und da wo es irgendwann dunkel und ruhiger wird, hilft
die Vollmondnacht. Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaube es war gegen
22:30 Uhr, als wir unser Ressort erreichen. Den obligatorischen Absacker und
dann ab ins Bett.
Allen
die nach dem Lesen dieses Posts der Meinung sind wir haben einen an der Waffel,
würde ich komplett zustimmen. Aber es war unglaublich!
AntwortenLöschenMatthes, Du kannst ruhig einen an der Waffel haben. Du musst nur einen finden, der das gut findet!
Und der post ist mal wieder richtig 👍🏻...
LG Steffi & Holger