Ein letztes Mal Tempel-Hopping
Um 06:00 Uhr werde ich das erste Mal wach. Da ich gestern um
diese Zeit bereits auf der Straße stand, merke ich erst heute, dass der Ort
früh zum Leben erwacht und die gesamte Geräuschkulisse ungefiltert in unser
Zimmer dringt. Auf beiden Seiten des Gebäudes führen Straßen entlang und das
Knattern der Tuk Tuks brandet im Minutentakt durch den Raum. Das erklärt dann
auch die prophylaktische Beigabe von Ohrstöpseln. Ich dreh mich nochmal rum,
aber um 07:00 Uhr ist die Nacht vorbei.
Eigentlich nicht schlecht, denn heute ist unser letzter Tag
in Luang Prabang und wir haben noch einiges auf dem Zettel. Nach einem wie
immer guten Frühstück und reichlich Lao Coffee sind wir bereit. Zunächst möchte
ich noch einmal in den Tempel Wat Xieng Thot an der Spitze der Halbinsel. Die
Sonne steht mittlerweile etwas höher als gestern und wir hoffen noch auf ein
paar nette Fotos. Ab auf die Fahrräder und los geht’s. Trotz der
fortgeschrittenen Zeit ist die Anzahl der Touristen überschaubar. Diesmal
zahlen wir die 20.000 Kip – umgerechnet 2,-- EUR – Eintritt und arbeiten uns
durch die verschiedenen Gebäude. Wir haben sicherlich bereits tausende dieser
Fotos, aber trotzdem juckt es noch immer in den Fingern.
Auf dem Rückweg Richtung Hotel/ Altstadt passieren wir eine
ganze Reihe von Tempeln, die aufgereiht wie auf einer Perlenkette am Weg
liegen. Jeder ein bisschen anders und auf seine Art schön, aber zu Hause wissen
wir definitiv nicht mehr, welches Foto wo gemacht wurde, also fotografieren wir
vorsichtshalber die Namensschilder.
Auf der anderen Straßenseite liegt eine
kleine französische Bäckerei, wo gerade ein Tisch draußen frei wird. Wir
entschließen uns zu einem kleinen Zweitfrühstück mit Cappuccino und
französischen Blätterteiggebäck. Beides ist eine Wucht.
Als wir am Hotel ankommen, ist bereits beste Mittagszeit,
aber da wir diesen Part mit den Teilchen ja bereits erschlagen haben,
entscheiden wir uns für einen neuerlichen Besuch am Pool des Sofitel. Nachdem
man einmal weiß, wie es geht, ist man schnell da. Wieder ist hier nichts los,
wobei ich nicht weiß, ob das Hotel nicht belegt ist, oder die Touristen auf
Tour sind.
Einmal ins Wasser, ein paar Bahnen schwimmen und abkühlen
und anschließend trocknen lassen. Gegen 14:30 Uhr treten wir den Rückweg an.
Wir haben für heute Abend eine Bötchentour zum Sonnenuntergang geplant - was
hier sehr zeitig passiert, und wollen vorab noch einen kleinen Abstecher zu
einem - natürlich – Tempel machen, der quasi auf dem Weg liegt.
Der Tempel ist wenig spektakulär und während wir durch die
Anlage streifen, ziehen am Himmel dunkle Wolken auf. Bei meiner Frau kommt der
Hunger durch, klar schwimmen und Fahrrad fahren und Tempel-Hopping – quasi der
laotische Triathlon - setzen dem Körper zu. Auf dem Weg liegt das Bouang, ein
kleines Restaurant, welches in unserem Reiseführer ganz gut wegkommt. Wir
kehren ein teilen uns ein Bier und eine Vorspeise, damit noch Platz für heute
Abend bleibt. Eine große Flasche Lao Bier hat den krummen Inhalt von 620 ml und
passt ziemlich genau in 2 große Gläser. Die Vorspeise besteht aus 3 Salaten,
Papaya Salat, Mango Salat und Salat von etwas was wie Tomate aussieht, aber
sauer-scharf gewürzt ist und meines Erachtens deutlich besser schmeckt. Dazu
gibt es Wildreis in der Klebreis-Variante.
Diese Reis-Form wird hier sehr gerne
gegessen und erfolgreich geht das nur mit den Fingern, da das Zeug wirklich
klebt. Bei einfachem Besteck kann man sich beim Herauslöffeln aus dem
Bastkörbchen schon mal das Werkzeug verbiegen. Also rein mit den – gewaschenen
– Fingern, das Häufchen zu einem kleinen Plättchen formen und damit den Salat
oder andere Beilagen greifen.
Als wir das Restaurant verlassen, ist es eher noch dunkler
geworden und auch drückender. Wir beschließen, auf die Sunset Cruise zu
verzichten und stattdessen irgendwo am Mekong einen Sundowner zu nehmen. Vorne
an der Spitze der Halbinsel liegt das Mekong Riverview Hotel mit 24 Zimmern,
alle wie der Name schon sagt, mit Blick zum Fluss. Wir haben uns seinerzeit
gegen diese Unterkunft entschieden, weil sie aus unserer Sicht etwas weit weg
vom Geschehen war. Trotzdem wollen wir uns den Laden mal ansehen, denn aus
heutiger Sicht und ausgestattet mit einem Fahrrad, ist die Lage ähnlich gut und
vermutlich deutlich ruhiger als unsere aktuelle Unterkunft. Und was soll ich
sagen, gegenüber auf der anderen Straßenseite gibt es in exponierter Lage das
dazugehörige Restaurant wo wir unseren Sundowner mit Blick auf den Mekong
nehmen. Gut, die Sonne geht hier in unserem Rücken unter, aber bei dem
bedeckten Himmel ist das ziemlich egal. Dafür ist die Lage 1a.
Für den Abend haben wir eine Verabredung. Ina und Olli, eines
der beiden Pärchen, die wir in Phimai kennengelernt haben, sind seit gestern
ebenfalls in Luang Prabang. Sie waren bei laotischen Freunden zu einer Hochzeit
in Vientianne eingeladen und sind nun für einige Tage hierauf gekommen. Über
den Tag haben Bine und Ina bereits einige WhatsApp getauscht und wir haben uns
für 18:20 Uhr am Bootsanleger verabredet. Der Typ, dem das Boot gehört, hat
oben an der Straße auch eine nette Bar mit Blick auf den Fluß. Wir waren
gestern bereits dort.
So sieht man sich wieder, ca. 1.000 km weiter
nordöstlich. Wir nehmen ein paar Bier und wandern dann weiter die Straße
entlang, wo es jede Menge kleiner Restaurants gibt. Die Wahl fällt schwer und
wir entscheiden nach dem Prinzip nicht zu voll, nicht zu leer und möglichst
keine Gruppen. Die Karte sieht gut aus und wir bestellen 5 verschiedene
Gerichte die wir mittig auf den Tisch stellen und von denen sich jeder bedient.
Gebratener Wasserspinat, Salat von frischen Bambussprossen, Larb vom Rind - die
laotische Variante von gebratenem Hackfleisch, gebratenes Chicken mit
Cashew-Nüssen und frische Frühlingsrollen. Dazu den obligatorischen Klebreis.Wie bereits erwähnt, geht in Luang Prabang früh das Licht aus und als wir gehen, sind alle Plätze bereits verlassen. Die Toilette auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist bereits verschlossen und ein letzter Kellner hält die Stellung. Wir entlohnen ihn mit einem fürstlichen Trinkgeld und gehen nochmal zurück zum Bootsanleger. Es gibt noch so viel zu erzählen, wir haben noch Durst und dort ist bestimmt noch offen. Mit unserer Annahme liegen wir richtig und so setzen wir uns nochmal für eine Stunde oder so.
Irgendwann ist das Bier alle, die letzten beiden Flaschen muss der arme Kerl unten von seinem Boot holen, und die Uhr zeigt 00:15 Uhr. Angesichts der Tatsache, dass wir morgen früh fliegen und auch noch etwas packen müssen, beschließen wir diesen netten Abend zu beenden. Aber wir werden in Verbindung bleiben, Ratingen ist ja quasi um die Ecke. Unser Weg zurück führt durch ein ausgestorbenes Luang Prabang in dem Türen und Fensterläden verschlossen sind, und die rudimentäre Straßenbeleuchtung ein Gefühl dafür vermittelt, wie es zu Zeiten der Kolonialherren wohl war. Einzig die Reihen von am Straßenrand geparkten Mopeds passen nicht so recht ins Bild.
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